Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

Rezensionen

Rezensionen 571 Josef Riedmann, Die Fortsetzung der Flores temporum durch Johann Spies, Prior der Augustiner-Eremiten in Rattenberg, (österreichische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. Sitzungsberichte 266, 4. Abh.) Hermann Böhlaus Nachf. (Kommissionsverlag der Österreichischen Akademie der Wis­senschaften), Wien 1970. 47 S. Mit der Veröffentlichung dieser Geschichtsquelle leistet R. einen Bei­trag zur Aufhellung der Vergangenheit nicht so sehr des Entstehungs­landes Tirol, sondern in der Hauptsache des spätmittelalterlichen Öster­reich. Denn losgelöst von den rein übernommenen Nachrichten bis etwa in die Mitte des 14. Jahrhunderts und abgesehen auch von den folgenden Angaben der Flores, die Spies offenbar — wie nachgewiesen wird — aus einer unbekannten Quelle bis 1414/15 fortgesetzt und mit kritischen An­merkungen versehen hat, wird für die letzten drei Jahrzehnte bis 1441, dem Jahr der Niederschrift, „Zeitgeschichte“ geboten, die zum größten Teil auf mündlichen Informationen, wie sie einem Prior durchaus zugänglich waren, beruht. Diese Teile über das Konstanzer Konzil und besonders die Hussiten mit ihren Irrlehren und die vergebliche Bekämpfung der böhmi­schen Gottesstreiter durch alle Nachbarvölker übertreffen in Umfang, Inhalt und Quellenwert die übrigen, mehr annalistischen Nachrichten bei weitem. Auf Grund genauer Archivstudien des inzwischen ins Landesarchiv nach Innsbruck gekommenen Propsteiarchivs, die nebstbei auch die klösterliche Tätigkeit des gebürtigen Rattenbergers beleuchten und die Fürsorge, die der finanziellen Sicherung des Konvents wie der eigenen Spitalsstiftung galten, gelang R. die Identifizierung des Autographs, jener Handschrift der Innsbrucker Universitätsbibliothek. Die Rechtfertigung, die der Edition zugrunde liegt, nämlich die Beurteilung in Lhotskys Quellenkunde (MIÖG Erg. 19 [1963] 360: „für die Zeitgeschichte nicht unbedeutend“), besteht demnach zurecht, wie dies übrigens auch der Exkurs („Wilhelm Ebsner, ein bayerischer Ritter im Dienste der Habs­burger“) beweist. Franz Dirnberger (Wien) Texte zur österreichischen Verfassungs-Geschichte. Von der Pragmatischen Sanktion zur Bundesverfassung (1713—1966). Hg. von Heinz Fischer und Gerhard Silvestri. Mit einem Vorwort von Kurt Ringhofer. (Faksi­miledruck.) Geyer-Edition, Wien 1970. XIII, 375 S„ illustr. Am 1. Oktober 1970 ist das österreichische Bundesverfassungsgesetz 50 Jahre alt geworden. Männer des Parlamentsdienstes haben dies zum Anlaß genommen, einen drucktechnisch wohlgeratenen Jubiläumsband zu erstellen, der über 250 Jahre hinweg den Gang der österreichischen Ver­fassungsentwicklung an ausgewählten Texten dokumentieren soll. Der Jurist Karl Ringhofer hat dazu ein einprägsames Vorwort geschrieben. Die Texte, entnommen dem Codex austriacus, den Reichs- und Bundes­gesetzblättern und anderen amtlichen Veröffentlichungen, erstrecken sich auch auf den Friedensvertrag von Saint Germain, die alliierten Kontroll- abkommen von 1945/46, den Staatsvertrag von 1955 und reichen bis zu dem Plan einer Wiederverlautbarung des Bundesverfassungsgesetzes im Jahre 1966.

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