Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
HEINDL, Waltraud: Die Wiener Nuntiatur und die Bischofsernennungen und Bischofsenthebungen in Ungarn 1848–1850
424 Waltraud Heindl Vikar zu ernennen, nämlich den Propst des Fogaraser Domkapitels, Simon Krainik, der 1844 wegen Verleumdungen gegen Leményi vor Gericht gestanden war 56). Auch auf Leményi wartete das Kriegsgericht. Wieder protestierte Viale-Prelä 57 *), wobei er — wie bereits in seinen früheren Protestnoten — die Interpretation des kaiserlichen Nominationsrechtes in den Mittelpunkt rückte5S). Die Ernennung eines geistlichen Vikars stünde nicht in der Kompetenz einer weltlichen Behörde, ein auf diese Weise ernannter geistlicher Verwalter mache sich nach kanonischem Recht schuldig, nähme er ein solches Amt an, und jede seiner Amtshandlungen wäre null und nichtig. Der päpstliche Gesandte verlangte energisch die sofortige Absetzung Simon Krainiks, die weitere Respektierung der Jurisdiktion Leményis, die Widerrufung der Vakanz des Bistums Fogaras und die Übergabe der Verwaltung der bischöflichen Güter an die Kirchenbehörde. Außerdem bat er Schwarzenberg, dafür Sorge zu tragen, daß solche Mißgriffe subalterner Behörden, die dem Ansehen des jungen Kaisers in einem solchen Ausmaße schadeten, in Hinkunft unterblieben 59). Die Absetzung Leményis bewegte Viale-Prelä in besonderem Maße, da in der Diözese Fogaras die griechisch-orthodoxe Kirche eine besonders gute Position innehatte. Die Lage war umso prekärer, da diese Kirche in Bischof Saguna einen äußerst fähigen Oberhirten besaß, der, so fürchtete man von katholischer Seite, jede Schwäche der griechisch-katholischen Kirche in Siebenbürgen ausnützen würde, um deren Gläubige zum Schisma zu bewegen60). Von seiten des Wiener Kabinetts unterstützte man zwar auch die kasa) Über den Fall Lemény vgl. auch Eckhardt A püspöki székek 30 f. 57) Adriányi Ungarische Kirche und österreichisches Konkordat 25. s8) „Les Evéques tenant leur mission sacrée du Vicaire de J. Christ, comme les Apötres la tenaient de J. Christ lui-méme, il est bien clair, qu’il ne peut pás étre au pouvoir de l’autorité séculiére de les priver de leur mission ou de suspendre cette mérne mission. II est de mérne tout aussi clair que l’autorité civile, n’ayant pas regu de J. Christ le pouvoir de gouverner l’Egli- se ... n’a pas non plus celui de donner la jurisdiction pour administrer un Diocese pour régir la conscience et pouvoir au besoins spirituels des fideles.“ VA NdiV 340a: Viale-Prelä an Schwarzenberg, 1850 Jänner 15 und Rosko- vány Monumenta Cath. 630. 59) Ebenda. 60) Viale-Prelä sah in der Persönlichkeit Sagunas, den er als „uomo di molta facondia di molti talenti e di aspetto imponente“ bezeichnete (VA NdiV 322: Viale-Prelä an Antonelli, 1850 Jänner 16 Nr. 269), die größte Gefahr für die katholische Kirche Siebenbürgens. Immer wieder wies er auf die Gefährlichkeit dieses Mannes hin — mit der Begründung: „...per ehe grandi sono i mezzi di seduzione di cui si serve.“ VA NdiV 322: Viale-Prelä an Antonelli, 1850 Mai 2 Nr. 341. Über ipaguna vgl. Emanuel Turczynski The National Movement in the Greek Orthodox Church in Austrian History Yearbook 3 (1967) 116—122.