Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung
220 Josef 2ontar und der Freundschaft mit dem Perserkönig in die Wege leiten. Als der Friede mit dem Sultan zustandekam, äußerte Cernovic den Wunsch, die kaiserlichen Gesandten mögen sich mit der in Konstantinopel angekommenen Gesandtschaft des Schahs in Verbindung setzen, weil angeblich der Perserkönig mit dem Sultan Frieden schließe 328). Ein Jahr später (1569) kam Cernovic in einer Eingabe an den Kaiser noch einmal auf den alten Vorschlag zurück. Wenn er nach der Absicht Maximilians die Reise nach Persien angetreten hätte, wäre er schon längst zurückgekehrt und der Kaiser wüßte, was von diesem Lande zu erhoffen wäre. Jetzt wäre geeignete Gelegenheit, ins Moskauer Reich und nach Persien mit einem Kredenzschreiben des Kaisers an den Zaren Iwan IV. und den Schah Tahmasp zu reisen. Dann wäre man über den Zustand dieser Reiche bestens unterrichtet. Diese Reise könne aber nur von Spanien aus angetreten werden. Damit die Italiener keinen Verdacht schöpften, wäre gerade jetzt günstige Gelegenheit, da sich eine kaiserliche Prinzessin an den spanischen Hof begebe. Cernovic könnte sie als Diener in ihrem Gefolge begleiten und sich über das Weitere in Spanien besprechen 329). Als Kenner der Verhältnisse in der Türkei half Cernovic ständig bei der amtlichen Korrespondenz des Wiener Hofes mit dem Sultan und anderen Würdenträgern. Er übersetzte auch die für den Kaiser bestimmten Schreiben derselben 33°). Kardinal Zaccaria Delfino war noch immer mit ihm in Verbindung. Im Jahre 1567 ließ er durch Cernovic dem Kaiser Briefe des Abtes Lippomani, eines kaiserlichen Anhängers in Venedig, zustellen, aus denen hervorging, daß der Pfortendolmetsch Ibrahim, ein polnischer Renegat, viele dem Kaiser nachteiligen Lügen ausstreue331). Auch Delfinos Nachfolger in der Wiener Nuntiatur, Bischof Melchior Biglia, hielt mehrmals Aussprache mit Cernovic und schätzte ihn als geistreichen und weisen Mann („come persona d’ingegno e savia“). Den Discorso des Cernovic, ein Promemoria über die Türkei, worin er ausführlich darlegte, wie man der Christenheit gegen den Halbmond helfen könne, sandte Biglia nach Rom, da dieses Werk wert sei, vom Papst gelesen zu werden 332). Mehrmals unternahm Cernovic Reisen im Aufträge Maximilians. So sandte ihn der Kaiser zu Beginn des Jahres 1572 nach Italien 333). Die Reise führte ihn über Rom, wo er mit dem kaiserlichen Gesandten, 328) 1568 April 9: Turcica 24. 329) 1569 Oktober 31: Turcica 25. 33°) 1570 Februar 5: Turcica 26. 331) NB II/6, 40; vgl. darüber HHStA Rom Hofkorrespondenz 6; ähnliche Mitteilungen machte dem Kaiser die Regierung von Dubrovnik; vgl. Öalda- revic (wie Anm. 282) 78. 332) NB II/6, 353. 333) NB II/8, 244, 247.