Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung

218 Josef kontár Großherrn abgehen und Hedajet-Aga heimgeschickt werden, damit er den wahren Sachverhalt schildere, daß die Schuld an den Wirren in Ungarn nicht den Kaiser, sondern Johann Sigmund Zápolya und den Pascha von Temesvár treffe 316). Als man sich entschloß, den ungarischen Kammer­boten Georg Hosszútóti mit dieser Aufgabe zu betrauen, machte Cerno­vic den Kaiser aufmerksam, daß man keinen Gesandten zu den Türken ohne Geschenke schicken dürfe 317). Doch war es damals zu Verhandlun­gen schon zu spät. Am 18. November 1565 wurde im Diwan feierlich der Krieg gegen den Kaiser proklamiert. Maximilian II. suchte im Reiche Hilfe zu erlangen und reiste nach Augsburg, wobei ihn Cernovic beglei­tete 318). Besorgt um das Schicksal seiner Familie bat er im Jänner 1566 den Kaiser, dem nach Konstantinopel abgehenden Gesandten und dem Botschafter de Wyss aufzutragen, wegen Entlassung seiner Gattin mit dem Großwesir zu verhandeln319). Einige Monate später gelang es Jovanka Cernovic und ihren Kindern, mit Hilfe eines Paschas zu flüch­ten. Auf der Reise begegneten sie bereits Suleiman mit seiner gewaltigen Heeresmacht; sie kamen aber glücklich nach Wien. Der Großwesir beschul­digte Domenico Zeffy, den langjährigen Dragoman des kaiserlichen Botschafters, der Mitwisserschaft und ließ ihn konfinieren 32°). Während des Feldzuges in Ungarn war Cernovic im Lager Maximi­lians zwischen Raab und Komorn. Da meldete Niklas Graf von Zrin (Zriny), der tapfere Verteidiger der von den Türken belagerten Festung Sziget, daß bei dem Sturm vom 26. August der Janitscharen-Aga gefan­gen genommen worden sei. Cernovic erzählte dem Kaiser, daß er den Gefangenen kenne. Ihn schätze der Sultan und habe ihn überredet, per­sönlich mit dem Heere nach Ungarn zu ziehen. Cernovic erzählte auch, daß die türkische Flotte ins Adriatische Meer eingedrungen sei und sich bei Hvar (Dalmatien) aufhalte, was aber ein vertragswidriger Aufenthalt türkischer Schiffe in venezianischen Häfen war321). Als im Jahre 1567 wieder eine Hoffnung auf Friedensverhandlungen mit dem Sultan Selim bestand, wünschte Maximilian II. Cernovic nach Konstantinopel abzu­fertigen; dieser aber lehnte es ab, da er sich aus verständlichen Gründen vor dem Großwesir zu erscheinen nicht mehr traute 322). So brachten an seiner Stelle der Bischof Vrancic (Verancsics) von Erlau und der Kriegs­rat Teuffenbach den Friedens vertrag vom 17. Februar 1568 zustande. Wohl aber sehnte sich Cernovic danach, eine „legatio Persica“ anzu­316) Ebenda 279, 314. sii) Ebenda 367 f. 318) Ebenda 394, 397. 316) 1566 Jänner 23: Turcica 21. 320) August T h e i n e r Vetera monumenta Slavorum meridionalium 2 (Zagreb 1875) 46 f; 1567 Mai 29: Turcica 22. 321) VD 3, 344, 352 Anm. 1. 322) VD 3, 401 f.

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