Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung
Michael Öernovic, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II. 215 fürchtete, wieder zur Hohen Pforte zu reisen 295 *). In dieser Überzeugung bestärkten ihn seine Freunde in Konstantinopel. So schrieb ihm der Dragoman Antonio, daß sich alle, auch die Wesire, auf seine Ankunft freuten 290). Aus der Umgebung des venezianischen Bailo teilte ihm ein Freund mit, daß Cernovic als Gesandter allen genehm sei, weil er als Dragoman solche Fähigkeiten zum Verhandeln gezeigt habe 297). Baba- rigo brachte als erster die Nachricht von der Ankunft des im Vorjahr in Ungnaden entlassenen Cernovic dem Großwesir und erregte großes Aufsehen. Albert de Wyss meinte, Cernovic möge wenigstens so lange warten, bis Barbarigo abberufen würde, weil man ihn als Gesandten Maximilians vielleicht nicht anerkennen werde 298 * *). Angeblich soll der Großwesir gesagt haben, er könne es nicht dulden, daß der aus Mazedonien stammende, somit türkische Untertan Cernovic als kaiserlicher Gesandter käme. Als Dragoman habe er an den öffentlichen Sitzungen des Diwan (Staatsrates) unter den Augen des Großherrn teilgenommen. Falls man ihn jetzt als Gesandten zulasse, wäre dies höchste Mißachtung und Verspottung des Sultans2"). Cernovié ließ sich durch die vom Botschafter vorgebrachten Einwände nicht beirren und machte dem Kaiser Vorschläge für die Verhandlungen mit dem Großherrn und dem Großwesir, die in seine Instruktion auf genommen wurden: 1. Der Sultan solle den Befehlshabern an der Grenze unter Strafandrohung einschärfen, sie mögen gute Ordnung halten und den kaiserlichen Orten keinen Schaden antun. 2. Dem kaiserlichen Botschafter in Konstantinopel sei gestattet, wie die Gesandten Venedigs und Frankreichs nach Belieben Bedienstete als Boten zur Beförderung von Briefen über Dubrovnik zu verwenden. 3. Auf Grund des zu schließenden Friedensvertrages sollte den deutschen Kaufleuten und den Kaufleuten anderer Nationen, soweit sie kaiserliche Untertanen wären, erlaubt sein, mit ihren Waren zur See und zu Lande nach Konstantinopel, Syrien, Ägypten und den übrigen Ländern des Großherrn zu kommen und gegen Bezahlung der Abgaben Handel zu treiben, wie die Venezianer und Franzosen. 4. Der Sultan möge gestatten, daß eine Gesandtschaft zu Selim nach Kleinasien geschickt werde, um ihm Geschenke zu überreichen und Freundschaft zu schließen. Dabei sei auch auf den Juden Don Josef Nassy (früher Miquez genannt), den einflußreichen Ratgeber Selims, Rücksicht zu nehmen. Insgeheim sollte Öernovic mit ihm sprechen und ihm erklären, dem Kaiser sei seine Anhänglichkeit an das Haus Österreich bekannt; man möge ihm eine Belohnung versprechen, wenn er die kaiserlichen Anliegen eifrig fördere °00). 29r>) 1564 s. d. (etwa August 13): Turcica 18. 29°) 1564 September 16: Turcica 19. 297) 1564 Oktober 19, ebenda. 2") 1564 Juli 23: Turcica 18. 2") 1564 Oktober 25: Turcica 19. 30°) 1564 Juni 28: Turcica 18; 1564 November 5: Turcica 19; über Miquez vgl. J o r g a GOR 3, 140 f. und Paul Grunebaum-Ballin Joseph Naci, due de Naxos (Études Juives 13, Paris- La Haye 1968).