Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung

212 Josef 2ontar den 278). So trat Michael Cernovic als diplomatischer Agent, Sonder­beauftragter und kaiserlicher Rat den Dienst am Hofe Maximilians II. an. Die Folge der Unterbrechung seiner Tätigkeit als „geheimer Kund­schafter“ war, daß der Wiener Hof längere Zeit hauptsächlich auf die Berichte seines Konstantinopler Botschafters und die vom venezianischen Gesandten zur Verfügung gestellten Avvisi und Summarien aus der Levante angewiesen war. Bisweilen teilte auch die Regierung von Dubrovnik unter dem Decknamen „Horatius Lauretanus“ Nachrichten aus der Türkei mit 279). Maximilian gewann in Konstantinopel als Ge­heimagenten Adam de Franchi aus Chios, der bisher in genuesischen Diensten gestanden war 280). Seine Berichte laufen von Dezember 1565 bis Ende 1569 in der Form kaufmännischer Briefe aus Konstantinopel und Pera, wobei nur die Nachschriften von de Franchi herrühren 281). Er berichtete besonders umfassend über die Rüstungen des Großherrn zum Kriege 282). Dabei stand er in Verbindung mit dem Florentiner Lukas Renier, der, als Kaufmann getarnt, schon mehrere Jahre in Dubrov­nik Kundschafterdienste für Philipp II. von Spanien verrichtete. Ebenso war er bekannt mit Nikolaus de Pozza (Pucic) in Skopje, einem Kauf­mann aus Dubrovnik 283). Nach de Franchis Meinung wäre das Wichtigste, 278) 1564 Mai 23, ebenda. 270) Z. B. Venezianische Depeschen vom Kaiserhofe, bearb. von Gustav Turba (= VD) 3 (Wien 1889) 36, 58, 85, 92, 109, 126, 135, 144, 160, 183, 186, 189, 245, 251, 289, 304, 309, 331, 371, 378 usw.; Bibi Korrespondenz 1, 520. 280) Hammer 3, 401; Eudoxias de Hurmuzaki Documente privitore la istoria Romanilor 11 (Bucuresti 1900) 59; 1568 Mai 18: Turcica 24; Bibi Korrespondenz 1, 466, 483. 281) Viele Geschäftsbriefe, die de Franchi als Unterlage benützte, sind an Mitglieder der Familie Lomellino gerichtet. Dies war ein berühmtes genuesisches Patriziergeschlecht, das in Pera eine einflußreiche Stellung gewann; vgl. Franz Babinger Spätmittelalterliche fränkische Briefschaften aus dem großherrli­chen Seraj zu Stambul (Südosteuropäische Arbeiten 61, München 1963) 58 f; Kadonic Acta II/2, 469; NB II/4, 154 f. 282) Im HHStA Turcica 21—25 befinden sich Berichte des Adam Franchi aus folgenden Jahren: 1566 22, 1567 20, 1568 22, 1569 17. Die Berichte vom 11. und 15. Dezember 1565 konnte ich nicht finden. De Franchi stand auch in Verbin­dung mit der Regierung in Dubrovnik. Seine Rolle als geheimer Berichterstatter wäre auf Grund der Akten in Dubrovnik noch näher aufzuklären; vgl. Vladimir Öaldarevic Srednjevjekovni Dubrovnik znacajni center obavjestajne sluzbe (= Das mittelalterliche Ragusa, ein bedeutsames Zentrum des Kund­schafterdienstes) in Narodna milicija 11 (1958) 78. 283) 15 70 Februar 20: Turcica 26; Jorjo Tadic Spanija i Dubrovnik u XVI veku (= Spanien und Ragusa im 16. Jahrhundert) (Posebna izdanja Srpske kralf. akademife [= Sonderausgaben der Serb. kgl. Akademie] 93, Belgrad 1932) 147; Stjepan Antoljak Prilog proucavunju trgovackih veza izmedju Dubrovnika i Skopja u 15. i 16. stoljecu (= Beitrag zum Studium der Handels­beziehungen zwischen Ragusa und Skopje im 15. und 16. Jahrhundert) (Godisen zbornik, filozofski fakultét na univerzitetot Skopje, istorisko-filoloski oddel, knj. 10—11., 1959) 67.

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