Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Zeitgeschichte

464 Literaturberichte rielle und geistige Kultur, die religiöse Situation, Administration und Justiz, Gesundheitswesen und „Lebensformen“, — unter letzteren wird das tägliche Leben von den Wohnformen bis zu Moralbegriffen und primi­tiven Vorstellungen des Volkes begriffen. In den meisten Partien über­wiegt eine trotz überreichem Gebrauch von Originalzitaten flüssige Dar­stellung. Eine Teilerklärung für die schon erwähnten Schwächen des Buches bietet das an Spezialliteratur ebenso bescheidene wie nach völlig indiskutablen Grundsätzen gegliederte Literaturverzeichnis. Eine ernst­hafte Auseinandersetzung mit dem Thema an Hand dieses Vorrates, in dem Quellen und Schrifttum zur Konfrontierung mit den übrigen öster­reichischen Bundesländern fast gänzlich fehlen, während eine sonderbare Auswahl von Lehr- und Handbüchern freizügig in das Verzeichnis einge­streut wurde, ist kaum vorstellbar. Gerhard Rill (Wien) Gottfried Lorenz, Das Erzstift Bremen und der Administrator Friedrich während des Westfälischen Friedenskongresses. Ein Beitrag zur Geschichte des schwedisch-dänischen Machtkampfes im 17. Jahrhundert. (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der neueren Geschichte E. V. 4.) Verlag Aschendorff, Münster i. Westf. 1969. XXII, 264 S. Die Schriftenreihe, die sich schon bisher in darstellender Form mit der Erforschung des Westfälischen Friedenskongresses befaßte, legte wie­der, gleichsam als Nebenprodukt der Acta Pacis Westphalicae (siehe S. 416) mit dem 4. Band eine Studie vor, die ebenfalls ein Thema aus diesem Bereich behandelt: die Rolle des Erzstiftes Bremen und seines Admini­strators Friedrich, des späteren Dänenkönigs, während der Friedensver­handlungen. Diese Fragen wurden bisher von der Bremer Landes­geschichtsforschung völlig vernachlässigt, obwohl sie weit über den loka­len, ja Reichsbereich hinaus Bedeutung besitzen. Die Untersuchung stützt sich im hervorragenden Maße auf Archivquellen in Kopenhagen und im Niedersächsischen Staatsarchiv in Stade. Lorenz bietet damit eine will­kommene Ergänzung und Erweiterung zur Kenntnis des auch in der Edition erkennbaren Spannungsfelds zwischen Dänen und Schweden, das eng mit der Geschichte des Erzstiftes zusammenhängt. Der Vf. befaßt sich eingehend mit der Abtretung des Erzstiftes an die Schweden und mit den Begleitumständen und Folgen der Säkularisation. Dabei erfahren vor allem die Verhandlungen der Bremer Gesandten in Brömsebro, Stock­holm und Osnabrück eine ausführliche Darstellung, die noch durch Wiedergabe der wichtigsten Texte im Quellenanhang gestützt wird. Be­sondere Aufmerksamkeit wird dem Bremer Kanzler und berühmten Staatsrechtslehrer Dietrich Reinkingk gezollt, der auch zeitweise auf dem Westfälischen Friedenskongreß eine gewisse Rolle gespielt hat. Die Ar­beit, ursprünglich eine Dissertation an der Saarländischen Universität, verrät ungewöhnliche Reife und ein hohes wissenschaftliches Niveau. Rudolf Neck (Wien) Gerhard Eisfeld, Die Entstehung der liberalen Parteien in Deutschland 1858—1870. Studie zu den Organisationen und Programmen der Liberalen und Demokraten. (Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-

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