Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

BENNA, Anna Hedwig: Von der erzherzoglichen Durchlaucht zur kaiserlichen Hoheit. Eine Titelstudie

Von der erzherzoglichen Durchlaucht zur kaiserlichen Hoheit 33 herstellung der Sekundogenitur durch die vertraglichen Regelungen der Schlußakte des Wiener Kongresses vor sich 178). Sicherten die erbrechtlichen Regelungen der Pragmatischen Sanktion die Nachfolge des Erstgeborenen und boten die Sekundo- und Tertio- genitur Möglichkeiten, Etablissements für die jüngeren Erzherzoge zu finden, so fühlte sich Maria Theresia doch 1754 bemüßigt, mit ihrem Ge­mahl als Mitregenten und natürlichem Vormund ihrer Kinder für die Apanagierung der jüngeren Söhne und Töchter durch ein eigenes Fami­lienstatut 179), das später durch eine Übereinkunft mit Joseph II. über die Familienversorgung überholt 18°) und durch Joseph II. 1780 auch for­mell aufgehoben wurde 181), vorzusorgen. III In dem halben Jahrhundert, das von der Entschließung Kaiser Franz I., aen Erzherzogen und Erzherzoginnen als geborenen Prinzen und Prin­zessinnen von Ungarn und Böhmen den Titel königliche Hoheit und das Prädikat durchlauchtigst beizulegen 182 183), bis zur Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Österreich durch seinen Enkel Franz II. verstrich, unterlagen die Titel der Erzherzoge keinen Veränderungen mehr. Die Königreiche Ungarn und Böhmen und nicht die österreichischen Erblande bildeten die Basis für den Titel königliche Hoheit. Zur Schaffung eines Königtums Österreich war es trotz zahlreicher diesbezüglicher Projekte im Mittelalter und in den neueren Jahrhunderten nicht gekommen18S). Von den römischen Kaisern aus dem Hause Österreich 184) war das ihnen t78) Benedikt Kaiseradler über dem Apennin 418, 419. i78) HHStA Familienurkunde n. 1969/ 1, 2: 1754 April 3 Wien; Ministerium des kaiserlichen Hauses Hausgesetze und Versorgungen Kart. 2. iso) 1765 Oktober 16, Druck: Mikoletzky Kaiser Franz I. Stephan 54—57. isi) Familienurkunde n. 2096 (einliegend bei n. 1969): 1780 November 30, Entschließung Josephs II. über die Aufhebung der Versorgungsakte von 1754 April 3. 182) Vgl. oben S. 26. 183) vgi. die bei Alphons Lhotsky Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs (MIÖG Erg. 19 [1963] 233) angegebene Literatur, so­wie Erich König Zur Hauspolitik Kaiser Maximilians I. in den Jahren 1516 und 1517 in Festgabe für Hermann Grauert (Freiburg 1910) 191—193. r84) Zum Begriff Haus Österreich vgl. Mischler-Ulbrich österreichi­sches Staatswörterbuch 3, 7; Otto Brunner Österreich, das Reich und der Osten im späteren Mittelalter in Österreich. Erbe und Sendung im deutschen Raum. Hg. von J. Nadler und H. v. Srbik (Salzburg-Leipzig 31936) 61 f; Alphons Lhotsky Was heißt „Hans Österreich“ in Anz. österr. Akademie 93 (1956) 155—74; Erich Zöllner Formen und Wandlungen des Österreichbegriffes in Historica Hg. v. Hugo Hantsch, Eric Voegelin und Franco Valsecchi (Wien— Freiburg—Basel 1965) 68 f; Heinrich Koller Zur Bedeutung des Begriffs „Haus Österreich“ in MIÖG 78 (1970) 338—346. Mitteilungen, Band 23 3

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