Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

STAUDINGER, Anton: Bemühungen Carl Vaugoins um Suprematie der Christlichsozialen Partei in Österreich (1930–33)

Bemühungen Carl Vaugoins um Suprematie der Christlichsozialen Partei 329 sationsmängel in der Werbung aufgetreten wären. Deshalb habe er einen „Wahlakt“ verfügt, „eine Art Mobilmachungsplan“, mit dem die Christ­lichsoziale Partei jederzeit in Neuwahlen einsteigen könne 209 * 211). Weiters wäre wegen der Wichtigkeit der sozialen Frage 21°) bei der Bundespartei­leitung ein „sozialer Ausschuß“ mit beratender Funktion für alle Bun­desländer einzurichten2U). Um die Jugend für die Christlichsoziale Partei zu gewinnen, wäre ja schon ein „Jugendbeirat“ errichtet wor­den 212), mit dessen Leitung Richard Schmitz betraut wurde 213). Da Vaugoin seine künftige Politik auf Grund seiner vorgebrachten organisatorischen Pläne auf die Christlichsoziale Partei alleine festzule­gen schien, die Partei ihre internen Differenzen bereinigen mußte, außerdem ihre Unterstützung der Politik Vaugoins während dessen Bundeskanzlerschaft durch eine Abwahl Vaugoins vom Posten des Bun­desparteiobmannes nicht ungeschehen machen konnte und kein anderer geeigneter Kandidat zur Verfügung stand214), wurde Vaugoin als Parteiobmann bestätigt. Als Fazit des Bundesparteitages in Klagen­furt bezeichnete der christlichsoziale Informationsdienst: „Voller Erfolg der Führung des Bundesparteiobmannes Vaugoin“ — „einmütig und geschlossen“ für Ender — die einstimmige Wiederwahl Vaugoins garan­tiere, daß „jede Koalition mit den Sozialdemokraten ... ausgeschlossen“ sei — „die christlichsoziale Partei ist am stärksten allein“ — „die christ­lichsoziale Partei muß christlichsozial sein“ — Ausbau der Parteiorgani­sation 215). Vaugoin hatte wegen der Wahlniederlage den bestimmenden Einfluß auf die Partei verloren, den er im Sommer und Herbst 1930 auszuüben vermocht hatte. Zudem traten 1931 wirtschaftliche Probleme Österreichs in den Vordergrund, Probleme, denen sich Vaugoin nie gewidmet hatte und die zusätzlich die Wirksamkeit seiner alleine auf Ausschaltung der Sozialdemokratischen Partei gerichteten Politik verminderten. Als im Juni 1931 wegen der Majorisierung im Hauptausschuß des Nationalrates durch Sozialdemokratische Partei, Großdeutsche Volkspartei und Land­bund in der Frage der Abberufung Strafellas von der Generaldirektion so») Ebenda. 21°) Vgl. auch August Maria Knoll Zurück zum Klassiker des katholi­schen Sozialgedankens in Österreich in Das Volkswohl 22 (1930/31) 3. Dezem­ber 1930. 211) Reichspost 26. April 1931. 212) Reichspost 16. April 1931. 213) Braun Schmitz 217 ff. 214) Gleichwohl soll Heini anläßlich eines Besuches bei Seipel, der sich in Davos einer Kur unterzog, diesen gebeten haben, auf dem Klagenfurter Partei­tag wieder die Obmannstelle zu übernehmen, da die Partei unter Vaugoin einen „Krebsgang“ eingeschlagen hätte. Siehe Informationsdienst der Christlichsozia­len Partei 1, 14. März 1931. 213) Informationsdienst 1, 2. Mai 1931.

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