Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

GARMS-CORNIDES, Elisabeth: Marginalien des 18. Jahrhunderts zu zwei Biographien des Grafen Karl Firmian

130 Elisabeth Garms-Cornides gem Optimismus dem mailändischen Historiographen Giorgio Giulini zuge­rufen: „Ecquando licebit nisi in huius aevi philosophici tam clara luce et sub principibus adeo aequis veritatem proferre, mores et vitia hominum, etiam in summa dignitate constitutorum pingere sine fuco . .. historiam­que a fabulis expurgare .. 4). War es also Wahrheitsfanatismus und Liebe zu historischer Genauigkeit, die die Marginalien des gelehrten Beamten und kunstverständigen Förderers der Akademie inspirierten? Oder blühten etwa auch im hellen Licht des philosophischen Zeitalters persönliche Ressentiments, die sogar die Männer an der Spitze des Staats nicht verschonten? Beide Motive haben — wohl kaum voneinander trennbar — Sperges zur Feder greifen lassen: verständlicher Spott über das panegyrische Elogio Arcos mischt sich mit Empörung über sachliche Unrichtigkeiten und mit dezent angebrachtem Eigenlob. Die Glossen zu den beiden Bio­graphien des Grafen Firmian sind vermutlich in den späten achtziger Jahren, sicherlich nach 1787, verfaßt5). Wenige Jahre nach dem Tod Fir- mians (1782) und nicht lange vor dem Tod Sperges’ (1791) geschrieben sind sie ein spätes, ja wohl das letzte Zeugnis für das Verhältnis zwischen diesen beiden Persönlichkeiten, die trotz vieler gleichgerichteter Interes­sen sich nicht viel mehr als distanzierte Höflichkeiten zu schreiben hatten oder aber ebenso höflich ihre Meinungsverschiedenheiten zu Papier brach­ten. Der ausführlichen und sehr sorgfältig gearbeiteten Dissertation von Franz Pascher verdanken wir eine Darstellung der Beziehungen zwischen Sperges und Firmian, wie sie sich in dem offiziellen Schriftverkehr zwi­schen dem Dipartimento d’Italia und dem kaiserlichen Bevollmächtigten in der Lombardei spiegeln 6): namentlich am Ende der sechziger Jahre vorangestellt, die A. Cremes, der Herausgeber der Centuria, der Edition vorausschickte. Zur Centuria s. u. 145 f; zu Ferrari Wurzbach Biograph. Lexikon 4 (1858) 193. Ferrari selbst war hauptsächlich als Biograph hervor­getreten. 4) Sperges Centuria 41 epist. 26. 5) Einen Hinweis zur Datierung gibt die Erwähnung des Bernardino de Gaspari, eines Bruders des schon erwähnten Giambattista, als „sacellarius eme­ritus aulae cesareae“. Marginalie zu Villa (künftig M/Villa) Vita 10. Bis 1787 wird Bernardino de Gaspari im Hofschematismus als kaiserlicher Hof­kaplan geführt (Hofschematismus 1787, 386), während er 1788 dort nicht mehr auftaucht. e) Franz Pascher Joseph Freiherr von Sperges auf Palenz und Reisdorf 1725—1791 (Phil. Diss. Wien 1965). Eine sehr kurze Zusammenfassung brachte der Vf. unter dem gleichen Titel in Österreich in Geschichte und Literatur 10 (1966) 539—549. Der Abschnitt über Sperges als Präses der Akademie der bil­denden Künste in Wien und sein Verhältnis zu Kunst und Künstlern ist getrennt veröffentlicht: Franz Pascher Joseph Freiherr von Sperges, Lieb­haber, Förderer und Verwalter der Künste unter Maria Theresia und ihren Söhnen in Mitteilungen der österreichischen Galerie 11 (1967) 35—66; zitiert wird im folgenden die Dissertation.

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