Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)
MIYAKE, Masaki: Die Achse Berlin – Rom – Tokio im Spiegel der japanischen Quellen
Die Achse Berlin-Rom-Tokio im Spiegel der japanischen Quellen 417 desto mehr zu bedauern, daß diese Arbeit oft ohne genügende Anmerkungen die erwähnten Polizeiakten zitiert. Von den oben angegebenen Aufzeichnungen Sorges wurde der 2. Teil wirklich von Sorge selbst maschinschriftlich in deutscher Sprache im Untersuchungsgefängnis verfaßt. Von Obi ist die japanische Übersetzung dieser Aufzeichnungen zum ersten Mal in der uns leicht zugänglichen Form herausgegeben worden. Das deutsche Original wurde bei dem Brand im Justizministerium Japans vernichtet. Der Staatsanwalt Yoshikawa lieferte das Manuskript in der japanischen Fassung, das in seinem Besitz war, an den Lieutenant Colonel des amerikanischen Generalhauptquartiers des Fernen Ostens, Paul Rusch, am 13. 2. 1949 auf dessen Wunsch aus. Diese Fassung wurde in die englische Sprache übersetzt und im August 1951 als ein „Exhibit“ dem Ausschuß des Repräsentantenhauses zur Untersuchung antiamerikanischer Umtriebe in den Vereinigten Staaten vorgelegt19). Der Teil 1. der Aufzeichnungen Sorges stammt anscheinend aus der Feder eines japanischen Polizisten, der die Aussagen Sorges in dieser Form resümierte. Diese Aufzeichnungen sind daher im Gericht nicht berücksichtigt worden 20). Die zwei Protokolle (Punkt 4 u. 5) berichten lebendig, wie Sorge und sein Spionagering die Außenpolitik Japans, besonders während der Amtszeit des Außenministers Matsuoka, verfolgen konnte. Über seine eigenen Beziehungen zu den Personen in der deutschen Botschaft in Tokio, u. a. zu Botschafter Ott selbst, berichtet Sorge ausführlich und offen. Durch Botschafter Ott und durch den japanischen Mitarbeiter Sorges, Ozaki, war Sorge über die Politik Matsuokas besonders gut informiert. Sorge konnte nicht viel über die Politik des Nachfolgers Matsuokas, Admiral Teijirö Toyoda, in Erfahrung bringen, weil Toyodas Haltung zu Ott nicht so warm und vertraulich war wie die Matsuokas21). Deswegen sind diese Akten in doppelter Hinsicht wichtig. Erstens berichten sie über die Gedankengänge und Absichten Matsuokas, soweit sie durch Ott und Ozaki, ein Vertrauensmann des damaligen Ministerpräsidenten Konoye, zu erkennen waren. Zweitens berichten diese Akten darüber, inwieweit Moskau über die Gedankengänge und Absichten Matsuokas informiert war. Sorge informierte Moskau in diesen Angelegenheiten besonders eifrig, weil er diese Fragen für lebenswichtig für Moskau hielt. (B) Publikation der Erinnerungen In der japanisdien Politik von damals oder überhaupt in der Politik spielen die Aktionen hinter den Kulissen, etwa in der Form geheimer 19) Zoruge Jiken, Bd. 1., Einführung des Herausgebers, VIII u. IX. 2«) Ebenda, VI. 2i) Ebenda, S. 278. Mitteilungen, Band 21 27