Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714

Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden 9 seinen Beschützern abhängig und könne sie nur im Widerstand zu an­deren behaupten. Hortiz und Merode-Westerloo klagten häufig in ihren Briefen an Kellers über die große Unordnung in der Regierung und Verwaltung der katholischen Niederlande, da die Mitglieder des Staatsrates nur ihre eige­nen Interessen kannten, die Einnahmen dieser Provinzen ganz willkür­lich verwendeten, ohne auf das Wohl Österreichs oder der einheimischen Bevölkerung die allermindeste Rücksicht zu nehmen. Nur durch die Auf­richtung der vollen Souveränität des Erzherzogs in diesem Lande konnte dem allgemeinen Chaos ein Ende gemacht werden. Am 21. Januar 1709 schrieb Hortiz an Kellers, die Vertreter der Seemächte erklärten ganz offen, ihre Staaten würden auch nach Friedensschluß die katholischen Niederlande weiter regieren und der Erzherzog müsse ihre sämtlichen Ernennungen anerkennen. In ihren schändlichen Intrigen ergriffen zu die­sem Zweck die einen für England, die andern für Holland Partei. Die Mitglieder des Staatsrates hatten auch zahlreiche Verwaltungsstellen inne, die gut bezahlt wurden, aber ganz überflüssig waren. Erst vor kurzem hatten sie vier weitere Finanzkommissäre ernannt, sodaß die Zahl der Mitglieder des Staatsrates um drei Viertel höher war, als es notwendig gewesen wäre. Die wenigen Stellen, die früher von Spaniern besetzt waren, waren abgeschafft; die geringe Zahl derer, die in diesen Provinzen geblie­ben waren, konnte nicht einmal ihr Brot verdienen und hatte keinerlei Hilfe zu erwarten, bis Erzherzog Karl tatsächlich Herrscher der katholi­schen Niederlande war. Auch die Streitigkeiten der hartnäckigen Herzogin von Arenberg mit ihrem Sohne hatten, zum großen Schaden Österreichs, zur Bildung von zwei Parteien geführt. Merode-Westerloo schrieb Kellers am 5. März 1709, im Haag sei am 23. Januar in Folge der Ränke der Herzogin die Er­richtung eines Privatrates beschlossen worden, dessen Ansichten aber für die Seemächte nicht verbindlich wären. Eine Demütigung der vorläufigen Regierung hätte er selbst sehr gerne gesehen, aber er hielt sie für schäd­lich für die Interessen Erzherzog Karls7). Ein Teil der Mitglieder des Staatsrates erklärte sich bereit, diese Reformen anzunehmen; da zwei andere mit dem Sohn der Herzogin von Arenberg sich nach dem Haag begeben hatten, erklärte Merode-Westerloo in einem Brief an Kellers vom 7. März 1709, er wolle sich bis zum Friedensschluß um nichts mehr küm­mern. Nach einem teilweise chiffrierten Brief von Hortiz vom 1. März 1709 7) Herzog Karl Leopold Philipp Joseph von Arenberg war mit 16 Jahren Mitglied des Staatsrates. Er nahm an der Schlacht bei Malplaquet von 1709 teil und wurde 1723 General der Artillerie. Im Jahre 1742 leistete er Maria Theresia durch Verhandlungen in London und im Haag wertvolle Dienste. Während des österreichischen Erbfolgekrieges kämpfte er am Rhein und in Schlesien. Biographie Nationale de Belgique, 1. Band, S. 412—421.

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