Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 83 werpen waren die nötigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Im Gegensatz zu Quiros war Marlborough der Ansicht, der Anschlag sei geschickt vor­bereitet gewesen. Quiros bat den Erzherzog, dem holländischen Vertreter im Staatsrat, van den Berghe, der seiner Sache große Dienste geleistet hatte, seinen Dank auszusprechen. Quiros hatte erfahren, daß durch das Eingreifen von Marlborough am 7. April im Haag beschlossen worden war, in den katholischen Nieder­landen keine Verordnungen und Befehle des Erzherzogs durchzuführen, bis die Schwierigkeiten mit den Generalstaaten wegen der Barriereplätze geregelt wären. Er hatte den kaiserlichen Gesandten Heems um eine Ab­schrift dieses Beschlusses gebeten, trotzdem er der Tatsache selbst ganz sicher war. Sogar eine Ernennung zum Schatzmeister des Goldenen Vließes war nicht anerkannt worden, trotzdem diese Angelegenheit mit der Re­gierung der südlichen Niederlande nichts zu tun hatte. Quiros griff zu­rück auf einen Vorschlag, den er früher schon den kaiserlichen Ministern gemacht hatte: gegen die maßlosen Forderungen der Holländer sollten sie den Schutz des Königs von Preußen und des Kurfürsten von Hannover anrufen, da eine Einschränkung der Souveränität des Erzherzogs über die südlichen Niederlande weder in ihrem Interesse, noch in dem der übrigen Reichsfürsten war. Quiros hatte auch Marlborough solche Erwägungen mitgeteilt. Aber dieser war manchmal zu optimistisch und zeigte in Konferenzen zu großes Vertrauen, sodaß es besser war, andere Engländer für die Interessen des Erzherzogs zu gewinnen 16). Deshalb hatte er Marlborough gebeten, dem Grafen Bruay die Mittel zu verschaffen, in London Aufenthalt zu nehmen. Dieser hatte ihm erklärt, Bruay dürfe nach dem Abschluß des Feldzuges in Flandern nach England abreisen. Quiros hatte ihm erwidert, es sei besser, wenn Bruay sobald als möglich in Beziehungen zur Londoner Regierung treten könne; bei günstiger Gelegenheit wollte er noch mit dem englischen General in diesem Sinne reden. In der Nähe von Brüssel standen sich die Truppen der Verbündeten und der Franzosen gegen­über, da diese eine Übermacht von 15 000 Mann hatten. Prinz Eugen hatte noch keinen Plan vorbereitet, da die Flotten der Seemächte noch nicht bereit waren, die französische Küste anzugreifen. Mehr besorgt war Quiros aber über die Lage in Katalonien, da Admiral Lack noch nicht in Genua angekommen war und der Herzog von Orléans dort über eine höhere Zahl von Truppen verfügte. Am 8. Juni schrieb Quiros an den Erzherzog, es sei wichtig, daß in den katholischen Niederlanden Truppen aus allen Teilen der spanischen Monarchie kämpften. Um den Unterhalt der Truppen, die aus dem Dienst des bayrischen Kurfürsten zu den Verbündeten übergegangen waren, hatte er sich schon eifrig bemüht. Mehr Spanier aus ihrem Heimatlande selbst nach Flandern zu senden war nicht angebracht, aber in der Armee Max Emmanuels dienten viele Spanier, Italiener und Wallonen, die wünschten, 6*

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