Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des Spanischen Erbfolgekrieges. Von Alphonse Sprunck (Luxemburg). II. Teil. Fünftes Kapitel. Quiros im Haag. Verschlechterung der Lage in Katalonien durch den Verlust der Festung Lerida. Forderung der Seemächte auf Absendung des Prinzen Eugen nach Spanien. Die Subsidien der Königin von England. Anleihen Erzherzog Karls bei den Generalstaaten. Am 27. November 1707 sandte Quiros vom Haag aus dem Erzherzog die Abschrift eines Briefes, den er am selben Tage dem Kaiser geschrieben hatte. Darin meldete er, die Verhandlungen, die er nach der Abreise von Wratislaw mit den Holländern wegen der Hilfe für Katalonien geführt hatte, hätten zu keinem Erfolg geführt. Durch den Verlust von Lerida war der Erzherzog in Gefahr, seine treuen Vasallen in dieser Provinz, sowie in Valencia, Aragon und Kastilien im Stich lassen zu müssen 1). Quiros fürchtete, die Seemächte könnten kriegsmüde werden und Frie­densverhandlungen beginnen; er hatte ihnen erklärt, nach einer Über­lassung Spaniens an den Herzog Philipp von Anjou würden die Franzosen sich in drei oder vier Jahren auch der frühem italienischen Besitzungen König Karls II. bemächtigen, denn ihre Gegner schienen gar kein Interesse zu haben, nach diesem Kriege einen andern zu beginnen 2). Quiros bemühte sich inständig, dem Staatsrat klar zu machen, der Verlust einer Schlacht oder einer Festung auf andern Kriegsschauplätzen sei ein geringerer Schaden, als wenn Erzherzog Karl gezwungen würde, Spanien zu verlassen. Er hatte erfahren, daß Ludwig XIV. fest ent­schlossen war, seinem Enkel den Thron in Madrid zu sichern; in Spanien und anderwärts erklärten seine Minister und Emissäre, diese Bedingung sei die unerläßliche Grundlage für Friedensvorschläge. Auch die spanischen Parteigänger des Herzogs von Anjou waren davon überzeugt und er­klärten sogar offen, eine Abtretung von frühem spanischen Gebieten in Italien beim Friedensschluß sei bedeutungslos, da dieser sie in drei bis vier Jahren wieder erhielte. Um die Holländer zur Unterstützung seines

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