Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung

548 Literaturberichte und Regensburger Ligatag und der Kurfürstentag zu Regensburg sind zu großen Sammelnummern zusammengefaßt, in denen die einzelnen Themenkreise von den Denkschriften und Instruktionen über die kaiser­lichen Propostitionen und die Protokolle der Sitzungen vorbildlich zu­sammengestellt werden. Am Beginn stehen Angaben über die Anwesen­den, die Verhandlungsthemen, die Gremien, die vorhandenen Protokolle und die bisherige Literatur. Hier wird das grundlegende Werk von Moritz Ritter, des Anregers der Reihe, das heute noch unübertroffen ist, mit Recht hervorgehoben. Auf so wichtige Erstdrucke wie die Instruk­tionen für die französischen Bevollmächtigten Brulart de Léon und Pére Joseph sei ausdrücklich hingewiesen (S. 423 bis 431). Zur Entlassung Wallensteins sind die zur Verfügung stehenden Quellen wohl schon gründ­lich untersucht worden, ihre Zusammenstellung vom bayerischen Stand­punkt aus ist aber doch sehr wertvoll. Überhaupt muß hervorgehoben werden, daß mit dieser Ausgabe die unermüdliche Tätigkeit Kurfürst Maximilians I., von dem alle eigen­händigen Bemerkungen und Entscheidungen gebracht werden, in ihrer ganzen Bedeutung erfaßt wird. Der Kurfürst stand gerade in diesen Jahren im Mittelpunkt der europäischen Politik. Freilich wird die Wer­tung seiner für Kaiser und Reich verhängnisvollen Politik, die zur Ver­größerung Bayerns geführt hat, vom Standpunkt des Betrachters be­stimmt sein. Wie sehr er der eigentliche Gegenspieler seines kaiserlichen Vetters und Schwagers gewesen ist, wird gerade in diesen eineinhalb Jahren besonders deutlich. Durch das dem Kaiser abgerungene Ver­sprechen der Kurwürde und der Pfalz haben bayerische Interessen den Krieg ins Ungemessene verlängert. Auch zu den Ursachen könnte man sagen, daß es bayerische und nicht spanische Einflüsse waren, die Ferdi­nand II. zu einem ebenso militanten Vorkämpfer der Gegenreformation gemacht haben, wie es sein herzoglicher Vetter gewesen ist. Die Politik Maximilians I. und der katholischen Liga, die Frankreich und den Papst gegen den Kaiser und Spanien ausspielten, stehen im Mittelpunkt der Auswahl, die des Kaisers und des Reichs wird aber in ihr fast ebenso deutlich erkennbar. Es wäre sehr zu wünschen, daß die „Briefe und Akten“, durch das Vorbild Albrechts angespornt, nun rascher fortgesetzt werden könnten. Den Texten folgt ein Register von 35 Seiten, eine zusätzliche mühe­volle Arbeit, die den Inhalt erschließt und zugänglich macht. Hier werden die im Text genannten Personen identifiziert. Dabei wurde leider recht ungleichmäßig gearbeitet. Während ohnehin bekannte Personen wie Olivárez, Onate oder Spinola mit allen Titeln und Namen prunken, müssen sich die übrigen mit allgemeinen Bezeichnungen, etwa „kaiser­licher Offizier“ begnügen. In vielen Fällen werden uns die Vornamen vorenthalten. Dabei wären Ergänzungen oft möglich gewesen. So handelt es sich etwa beim „kaiserlichen Offizier“ Torquato Conti um den gleich­namigen Oberst Marchese di Quadagnolo, bei dem unter „Geelen“ an­geführten Oberst der Liga um Gottfried Graf Huyn de Geleen, Herrn zu Wachtendonck, der es später in kaiserlichen Diensten zum Feldmarschall brachte. Der Beiname Wachtendonck kommt im Text vor (Nr. 175), wurde

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