Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

44 Alfred A. Strnad Reichbegnadet, als Fürst des Heiligen Römischen Reichs und ausge­stattet mit dem Privilegium zur Errichtung eines Studium generale in seiner Heimatstadt Florenz, hatte Pietro Corsini den Prager Kaiserhof verlassen * 109 * *). Die damals angeknüpften Beziehungen zu Kaiser Karl IV. und zu den führenden Männern am Hofe des Luxemburgers, allen voran zum kaiserlichen Kanzleileiter Johannes von Neumarkt, den Bischof von Olmütz, aber wurden auch in der Folgezeit mit Eifer und Nachdruck gepflegt no). So setzte Papst Urban V. nicht nur eine freundliche Geste gegenüber Florenz, als er bei seinem Aufenthalt in Montefiascone am 7. Juni 1370 dem Bischof der Stadt Pietro Corsini zusammen mit dem Franzosen Pierre d’Estaing den Purpur verlieh m), sondern er tat auch dem Reichsoberhaupt einen Gefallen. Denn dieses hatte, nachdem 1361 der Bischof von Ostia Pierre Bertrand verstorben war, nur noch an dem greisen Kardinal de Boulogne einen Sachwalter seiner Interessen im Heiligen Kollegium. Nun sollte der zum Kardinal von San Lorenzo in Damaso erhobene Florentiner Pietro Corsini die Wünsche des Kaisers bei Papst und Kardinälen vertreten und es lag daher auch im Interesse Karls IV., sich der steten Freundschaft dieses Mannes zu versichern. Die­in ähnlicher Weise König Ludwig, Königinwitwe Elisabeth, dem Erzbischof von Gran und dem Palatin des Landes (Reg. Vat. 246, fol. 203v—204v; Regest in Monumenta Vaticana 3, 202 n. 336). 109) Siehe oben 32 Anm. 83. Wann der Legat den Prager Kaiserhof tat­sächlich verlassen hat, kann auf Grund des dürftigen Quellenmateriales nicht angegeben werden; es scheint aber bald nach dem 6. März, dem Tag, an dem er zum letzten Mal unter den Zeugen einer Urkunde Kaiser Karls IV. (Regesta Imperii VIII, n. 4020) aufscheint, gewesen zu sein. uo) Dazu vgl. einläßlich Konrad B u r d a c h, Vom Mittelalter zur Refor­mation 8 (Berlin 1937) 119 f. n. 78; 307 f. n. 223; 335 f. n. 252; 372 f. n. 284 und 389 n. 301. lu) Es war dies die vierte und letzte Kardinalspromotion des Papstes, der schon am 19. Dezember des gleichen Jahres in Avignon verstarb, wohin er sich bitter enttäuscht von den Mitmenschen, insbesondere von Karl IV., den er — wenn wir der Aussage des kaiserlichen Hofchronisten Benes von Weit­mühl Glauben schenken dürfen — für sein Unglück allein verantwortlich machte, weil das Reichsoberhaupt nicht willens war, exterminare Barnabonem de Mediolano ... (vgl. Krónika Benese z Weitmile, ed. Josef E m 1 e r, Fontes rerum Bohemicarum 4, Praha 1884, 544). Zum Tod des erst zweiundsechzig- jährigen Papstes vgl. Pirchan 439 ff.; und Romualdo Paste, Intorno alia morte di Urbano V (La scuola Cattolica 60, 1932) 251—256. — Über Pierre d’Estaing, der einer vornehmen französischen Familie aus der Gegend von Rodez entstammte, Benediktinermönch war und 1361 das Bistum Saint Flour erwarb, das er bereits 1368 mit dem Erzstuhl von Bourges vertauschen konnte, vgl. Baluzius-Mollat 2, 556 f.; Guy M o 11 a t, Fin de la carriére du cardinal Pierre d’Estaing (1376/77), (Comptes Rendus de l’Académie des In­scriptions et Belles-Lettres 1956) 422—425; bzw. derselbe, Pierrre d’Estaing (in: Dictionnaire d’Histoire et de Géographie ecclésiastiques 15, Paris 1963) col. 1039—1046; sowie Strnad, Ein habsburgisch-viscontisches Eheprojekt 344. — Pietro Corsini erhielt San Lorenzo in Damaso als Titelkirche zugewiesen (vgl. Eub el 21, 43).

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