Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

34 Alíred A. Strnad Verhandlungen zwischen dem Kaiser und Rudolf IV. aber zum Abschluß gebracht wurden, machten die beiden bayerischen Herzoge Stephan und Albrecht gelegentlich ihrer Anwesenheit in Prag im Januar 1364 noch­mals einen Versuch, Karl IV. zu einem Bündnisse gegen den Habsburger zu bewegen. Der Kaiser, der jedoch dank seines politischen Weitblickes inzwischen zur Überzeugung gelangt war, daß Herzog Rudolf — wie bis­her— Tirol auch fernerhin gegen die Bayernherzöge behaupten werde, ver­sagte sich derartigen Wünschen. Um die Wittelsbacher aber nicht gegen sich zu erbittern, schloß der staatskluge Fürst am 11. Januar 1364 mit ihnen Verträge ab, die das beiderseitige Verhalten gegenüber Österreich fest­legten und die auch für ihre Erben giltig und verbindlich sein sollten. Darin gelobten die bayerischen Herzoge, den Habsburgern niemals gegen den Kaiser helfen und auch ihren Untertanen dies nicht gestatten zu wollen, sowie bei einer etwaigen Einung mit Österreich, Karl IV. stets auszunehmen. Auch für den Fall, daß dieser ihretwegen mit den Herzogen von Österreich in Krieg kommen würde, bestimmte man, daß sich die Wittelsbacher nur mit Wissen und Willen des Reichsoberhauptes ver­gleichen wollten. Dagegen versprach der Luxemburger, Österreich nie gegen Bayern Hilfe zu leisten und während der Dauer des Krieges um Tirol zu verhindern, daß die Markgrafen Ludwig und Otto von Brandenburg sie wegen Oberbayern angriffen, oder dieselben dabei wenig­stens nicht zu unterstützen. Ferner gelobten einander damals der Kaiser, Herzog Stephan von Bayern, dessen Söhne und sein Bruder Albrecht, mit aller Macht verhindern zu wollen, daß einer der Habsburger jemals römischer König oder Kaiser werde; überdies verpflichteten sich die Wittelsbacher noch, einen zum König erwählten Herzog von Österreich nicht als solchen anzuerkennen, es sei denn mit ausdrücklicher Zustimmung Kaiser Karls IV. oder seiner Erben, der Könige von Böhmen90). Katharina aus politischen Gründen den Markgrafen Otto von Brandenburg. Auch diesen überlebte die kinderlose Fürstin; erst am 20. Mai 1386 ist sie in Perchtoldsdorf bei Wien gestorben und im Wiener Stefansdome beigesetzt worden. Sie ruht dort in der Herzogsgruft an der Seite ihres ersten Gatten. Der Chronist Frater Leopold von Wien, den Heilig mit Leopold Stainreuter identifizieren will, nennt die Herzogin ain gotfürchtige frawe und waz auch miit und süze und vol gnaden allen den, die si sahen (Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften, ed. Josef Seemüller, Monumenta Germa­niae Historica, Deutsche Chroniken VI, Hannover-Leipzig 1909, 207; zum Ver­fasser vgl. Konrad Josef Heilig, Leopold Stainreuter von Wien, der Verfasser der sogenannten Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften. Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 47, 1933, 225—289). Zu Katharina vgl. auch Winter, Rudolph IV. 1, 305—308. 80) Vgl. dazu Regesta Imperii VIII, nn. 4005—4006; sowie Reichssachen 396—398. Zur Sache vgl. auch Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 275 f. — Am 2. Januar 1364 ernannte Karl IV. den als Gesandten des Papstes zu ihm gekommenen Bischof von Florenz, Pietro Corsini, sowie dessen Nachfolger zu Fürsten des heiligen Römischen Reiches und gestattete ihnen, in der ganzen Toskana Kriminal- und Zivilprozesse sowie Appellationen an das kaiserliche

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