Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

BLAAS, Richard: Vom Friauler Putsch im Herbst 1864 bis zur Abtretung Venetiens 1866

266 Richard Blaas hatte, auch gegen Venetien. Der Aufstandsversuch im Herbst 1864 ist ein letztes Ausschwingen dieser großen Bewegung; zweitens die Lösung auf dem Verhandlungswege, sei es durch direkte Kontakte oder durch solche befreundeter Regierungen und drittens die evolutionäre Lösung durch Abwarten und Ausnützen einer politischen Krisensituation, die es Italien ermöglichen sollte, die Venetia- nische Frage in die Lösung einer großen europäischen Auseinandersetzung einzubeziehen. Selbstverständlich wurden die hier skizzierten Versuche zur Gewinnung Venetiens nicht nur nacheinander und sukzessive unter­nommen, sondern jeweils gleichzeitig nach allen drei Richtungen je nach­dem, welcher Weg gerade die meisten Erfolgsaussichten versprach2). Während der Jahre von 1860 bis 1866 wiederholen sich immer wieder die Bemühungen von Seite Italiens, dieses für den jungen Staat lebens­wichtige Problem zu lösen. Auf dem diplomatischen Verhandlungsweg boten sich vor allem zwei Lösungsmöglichkeiten an: finanzielle Entschädigung und Territorialkom­pensationen. Spekulierend auf die trostlose Finanzlage der Monarchie 3), war bereits 1860 das Angebot an Österreich herangetragen worden, Vene­tien zu verkaufen4). Dieser später noch öfter wiederholte Versuch, so 1865 durch die durch Graf Malaguzzi5) gemachten Anträge und das 1866 von Seite Englands angebotene 40 Millionen-Pfund-Sterling-Projekt6 * 8) 2) Fulvio D’Amoja, La Sinistra e i problemi di politica estera, in Rassegna Storica Toscana, anno XI, Nr. 1, 1965, S. 44 ff. 3) A. Beer, Die Finanzen Österreichs im 19. Jh., Prag 1877, S. 299. 4) Über das Verkaufsprojekt vgl. die Dokumente in der Aktenpublikation: II Problema Veneto e l’Europa, vol. I., Documenti Diplomatici, Austria, a cura di Richard Blaas, herausgegeben vom Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti, Venezia 1966, XXXII u. 957 S., 717 Dokumente. — Im Folgenden wird diese Aktenpublikation abgekürzt zitiert „Problema Veneto“ und die Nummer des Dokumentes. — Zum Verkaufsprojekt vgl. die Dokumente Nr. 151, 153, 160, 167, 169, 176, 178, 183, 193 u. a. — Das Verkaufsprojekt war durch die vom Bankier Isaac Pereire und Charles Duveyrier verfaßte Broschüre „L’Empereur Francois-Joseph et l’Europe“ hochgespielt worden. „La brochure“, meinte Rech­berg, „nous offre un poison délétére dans une coupe au bord emmiellé“. Die österreichische Regierung antwortete mit der Gegenschrift „Soll Österreich Venetien verkaufen?“ (Nr. 171). ä) Über die „Mission Malaguzzi“, die im österr. Staatsarchiv nur spärliche dokumentarische Spuren hinterlassen hat, vgl. U. Gualazzini, Qualche nuovo elemento sulla missione Malaguzzi a Vienna nel 1865 per ottenere pacificamente la Venezia, in Bullettino deli’ Archivio Paleografico Italiano, nuova serie, II— III, 1956—1957, parte I, S. 383 ff. — Srbik, Deutsche Einheit, Idee und Wirk­lichkeit vom Heiligen Reich bis Königgrätz, München 1942, IV. S. 296. 8) „Lord Clarendon me cita une autre autorité, le baron James Rothschild, qui pense qu’une somme de 40 millions de livres sterling ne paraitrait pas trop forte ä ITtalie pour racheter la Vénétie. Á 1’objection qu’on lui fit que l’ltalie, qui avait á peine de quoi payer ses employés , ne pourrait jamais lever une pareille somme, le baron avait répondu que tous les banquiers de l’Europe contribueraient avec joie et empressement á amener un pareil résül tat, qui

Next

/
Thumbnails
Contents