Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
20 Alfred A. Strnad archen sich wiederum auflösen würde51 *). Allein im letzten Augenblick gelang es, einen für alle Beteiligten annehmbaren Friedensvertrag zwischen Österreich und Lodovico della Torre auszuarbeiten, der dem Habsburger noch immer einen stattlichen Gewinn brachte, dabei aber auch den Forderungen Ungarns nachkam. Im Juni versammelten sich daher ungarische Truppen, geführt von König Ludwig, in Preßburg 62), und zu Anfang Juli stellten sich auch Hilfskontingente aus Österreich und Polen ein. Sogar König Kasimir und Herzog Rudolf fanden sich damals persönlich in Preßburg ein53). Man zog sodann die Waag aufwärts bis in die Gegend von Trencsin, wo König Ludwig einen Absagebrief an den Kaiser erließ und sich anschickte, plündernd in Mähren einzufallen. Da erschien plötzlich Herzog Bolko von Schweidnitz als kaiserlicher Abgesandter im ungarischen Heerlager, um dem Anjou einen verlockenden Friedensantrag zu unterbreiten 54). Dieser ging sofort darauf ein, unterbrach seinen Heerzug und schloß mit Bolko einen Waffenstillstand, dem 51) Vgl. darüber die Briefe des gefangenen Patriarchen bei Zahn, Austro- Friulana 143—164, nn. 129—131. Rudolf IV. verlangte damals von dem Kirchenfürsten die Übertragung sämtlicher Lehen der Kirche von Aquileia in Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain, der Windischen Mark, Görz und auf dem Karst an die Herzoge von Österreich, weiters die Überlassung der Städte Chiusa-Klausen, Gemona-Clemaun und Sacile, der Burgen Manzano, Budrio sowie der Vogtei über das Kloster Rosazzo als Lehen; ferner die Stadt Mon- falcone als Pfand für 40.000 Mark Silbers und die Abtretung der Burgen Savorgnano, Valvasone, Cucagna, Prambergo, Villalta sowie der Stadt Cividale. Schließlich begehrte er noch die Auslieferung sämtlicher kaiserlicher und päpstlicher Privilegien, welche die Kirche von Aquileia besitze, und die Gesamtvogtei darüber für immerwährende Zeiten. 52) Zum Aufenthalt Ludwigs in Preßburg vgl. die Bemerkungen von Steinherz, Beziehungen 550, bes. Anm. 1. — Der endgiltige Friedensvertrag mit dem Patriarchen vom 21. April 1362 war unter Mitwirkung ungarischer Bevollmächtigter zustande gekommen. Er sicherte dem Habsburger die Übertragung der Lehen der Kirche von Aquileia in Steiermark, Kärnten, Krain, der Windischen Mark und auf dem Karst zu, sowie die Einsetzung eines österreichischen Hauptmannes mit 50 Mann Besatzung in Friaul, um es gegen auswärtige Feinde zu verteidigen (vgl. Zahn, Austro-Friulana 166—168, n. 135). Allein auch dieses Abkommen mußte dann noch modifiziert werden. Auf dringenden Wunsch König Ludwigs von Ungarn unterblieb im neuen Vertrag der Punkt über die Einsetzung eines österreichischen Hauptmannes in Friaul, während die anderen Bedingungen aufrecht blieben (Zahn 169 f., n. 137). 5S) Bezüglich Rudolfs und Kasimirs Aufenthalt in Preßburg vgl. die de- tailierten Angaben bei Steinherz, Beziehungen 550 Anm. 2; bzw. Werun- s k y, Geschichte Karls IV. 3, 264, der aber fälschlicherweise Juni anstatt Juli angibt („anfangs Juni(!) erschienen hier auch Herzog Rudolf und König Kasimir an der Spitze ihrer Scharen“). 54) S t e i n h e r z, Beziehungen 550 und Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 265, die sich auf die einzige zeitgenössische Überlieferung im Chronicon Dubnicense des Archidiakon Johannes von Küküllö stützen (ed. Flórián M á- tyás, Historiae Hungaricae fontes domestici 3, Lipsiae 1884, 185; alte Ausgabe bei Ionnis Georgius Schwandtner, Scriptores rerum Hungaricarum veteres ac genuini 1, Vindobonae 1746, 191).