Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
96 Alphonse Sprunck mutigung hervorgerufen und zugleich den Verlust von Geldmitteln zur Folge gehabt, die nötig waren für den Unterhalt der wenigen Truppen, die unbedingt verstärkt werden mußten. Deshalb war es nötig, noch vor der Einnahme von Lille die nötigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Marlborough hatte sich verlegen gezeigt und Quiros geantwortet, zuerst müsse er mit dem Prinzen Eugen reden; hierauf könnten sie vielleicht zu dritt die ganze Lage besprechen. Ohne bestimmte Zusagen von Marlborough zu haben, konnte Quiros immerhin eine günstige Regelung erwarten. Marlborough hatte auch zugestimmt, daß Bruay im September nach London gesandt würde, obwohl Quiros nicht gewiß war, ob er ihm die Mittel für seinen Aufenthalt zusichern könnte. Bruay wollte auch die Ermächtigung erhalten, der Königin von England die Heirat des Erzherzogs mitzuteilen. Kellers hatte Quiros am 11. Juli gemeldet, Stanhope, der Vertreter Englands beim Erzherzog, hätte Marlborough vorgeschlagen, nach dem Feldzug in Flandern Truppen aus England oder Holland nach Portugal zu senden; aus Italien sollten welche nach Katalonien gesandt werden. Marlborough schien geneigt zu sein, im Frühling diese Truppen nach Portugal zu begleiten, um von dort aus nach Kastilien vorzudringen. Kellers hatte Quiros gebeten, Marlborough zu diesem Unternehmen zu ermutigen und ihm zu erklären, auf diese Weise könne er den Krieg ruhmreich zu Ende führen. Am 2. September teilte Quiros von Loos aus dem Erzherzog mit, er habe dem Prinzen Eugen seine Erwägungen über die Zustände und die Lage in den südlichen Niederlanden noch ausführlicher als Marlborough auseinander gesetzt und besonders betont, daß die entmutigten Flamän- der und Brabanter, sowie die Bewohner der Provinzen, die von den Franzosen und Bayern besetzt waren, lieber die Franzosen als die Holländer in ihrem Lande sähen. Diese waren zu allen Opfern für Erzherzog Karl bereit, doch müßten die Verbündeten in ihrem eigenen Interesse bei ihnen den Eindruck erwecken, sie würden ausschließlich dessen Untertanen werden, ohne daß besondere Maßnahmen zum Schutz des europäischen Gleichgewichtes getroffen würden9). Feldmarschall Graf Leopold Schlick hatte an den Gesprächen von Quiros mit dem Prinzen Eugen teilgenommen; die beiden hatten seine Ansichten geteilt. In einem andern Brief vom 2. September, der chiffriert war, erklärte Quiros dem Erzherzog, er habe gleich nach der Ankunft der kaiserlichen Truppen in Flandern mit Cadogan wegen ihrer Überwinterung geredet. Durch die Anwesenheit dieser und auch englischer Truppen, sowie solcher des Erzherzogs, war Quiros besser in der Lage, dessen Interessen und die der Bevölkerung in den katholischen Niederlanden zu verteidigen und die vollständige Souveränität Österreichs zu sichern. Cadogan hatte Quiros schon versichert, er habe nach dessen Wunsch schon eine geschickte Form gefunden, um die Entsendung kaiserlicher Truppen nach Flandern