Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 65 selben Tage übersandte er dem Erzherzog die spanische Übersetzung eines Briefes, den er dem Prinzen Eugen geschrieben hatte. Fuencalada hatte ihm Briefe des Prinzen vom 6. und 7. Juni übermittelt, in denen von der Notwendigkeit einer militärischen Unterstützung des Erzherzogs Rede ging. Über seine bisherigen Bemühungen zu diesem Ziel konnte Quiros nicht hinausgehen14). Schon am 27. Juni hatte er dem Prinzen Eugen gemeldet, er habe nach Wien berichtet, die 6000 Mann pfälzischer Trup­pen, die aus Italien nach Spanien gebracht werden sollten, ständen im Dienste der Seemächte, sodaß diese über sie verfügen konnten. Quiros hoffte, der Kaiser würde seinem Bruder weitere Hilfe senden, soweit es die Lage in Ungarn und am Rhein zuließ, und sobald ein Beschluß über einen Einfall in Frankreich gefaßt sei und der Feldzug gegen Neapel zu Ergebnissen geführt hätte. Vorläufig galt es, Zeit zu gewinnen, da von England und Holland die 6000 Mann nicht zu erwarten waren, die der Erzherzog benötigte, um Katalonien zu behaupten. Die 6000 Mann pfälzischer Truppen würden allem Anschein nach in Portugal verbleiben, um die Regierung von Lissa­bon zu verhindern, Angebote der Franzosen betreffend ihre Neutralität anzunehmen. Quiros glaubte nicht an solche Verhandlungen, da in diesem Falle die Verbündeten ihre Truppen, mit denen sie bisher die Portugiesen unterstützt hatten, in größerem Maße gegen die Franzosen verwenden könnten; auch dem Erzherzog konnte die Neutralität Portugals nicht zum Schaden gereichen, so lange dieses Land nicht gemeinsame Sache mit Frankreich machte. In London hatte man die Frage gestellt, ob es nicht besser sei, alle Truppen aus Katalonien nach Portugal zu bringen. Quiros war hierüber sehr verwundert, da eine solche Maßnahme unmöglich und zugleich jedem Empfinden für Recht und Gerechtigkeit zuwider war. Die Katalonier, die Erzherzog Karl so große Dienste geleistet hatten, und ihn selbst, der in Barcelona residierte, durfte man nicht im Stiche lassen. Diesen Plan mußte man in möglichst geschickter Weise vereiteln; Quiros selbst hätte sicher diese Aufgabe übernommen, wenn er eher Nachricht erhalten hätte. Außer der Bitte um sofortige Absendung von 6000 Mann nach Spanien hatte er den Verbündeten auch erklärt, eine Flotte müsse im Mittelmeer überwintern, um Katalonien zu retten. Aber ein Hafen, der groß genug war, für Schiffe mit 50 oder 60 Kanonen, wie ihn die englischen Inge­nieure für notwendig hielten, mußte erst erobert werden mit den Trup­pen und den Schiffen, über die der Erzherzog schon verfügte. Quiros kehrte gerade zurück von Löwen, wo er Marlborough und Fuen­calada miteinander bekannt gemacht hatte. In seiner Gegenwart hatten die beiden geredet über die Maßnahmen, die wegen der Niederlage bei Almansa erforderlich waren. Quiros hatte Fuencalada geraten, Galloway mit der Verantwortung dafür nicht allzu sehr zu belasten, da der Be­schluß, nach Aragon vorzudringen, von allen Generälen und in Gegenwart Mitteilungen, Band 17/18 5

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