Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 61 tember gemeldet, über solche Ernennungen könne dieser vorläufig nicht verfügen. Am 8. Februar 1708 erhielt Quiros vom Erzherzog Befehl, Marlborough von den Angeboten der Herzogin von Arenberg zu benachrichtigen. Diese hatte für die Offiziere des wallonischen Garderegimentes, das ihr Sohn anwerben sollte, einen höhern Grad verlangt, den er aber nicht bewilligen konnte. Diese Truppen sollten sobald als möglich nach Katalonien gebracht werden. Wenn die flandrischen Stände für deren Unterhalt in diesem Lande nicht aufkommen wollten, sollte Quiros durch Marlborough die Seemächte bitten, diese Kosten zu übernehmen, wie sie es auch für die kaiserlichen Truppen in Deutschland und die des pfälzischen Kurfürsten taten. Quiros schrieb dem Erzherzog am 14. März 1708, er könne die Anwerbung dieses Regimentes nicht fördern, da Marlborough ihm noch keine Antwort gegeben hatte auf seine Fragen betreffend den Transport dieser Truppen nach Katalonien und ihren Unterhalt. Durch die ganze Angelegenheit wurde Quiros in die Streitigkeiten des jungen Herzogs von Arenberg mit seiner Mutter betreffend die Verwaltung des Familien­besitzes verwickelt. Am 2. Juni 1707 meldete Quiros dem Erzherzog durch einen chiffrier­ten Brief, Marlborough habe ihm geraten, seine Vollmachten für Bespre­chungen mit der Königin von England und den Generalstaaten vorläufig geheim zu halten, um diesen keine Möglichkeit zu bieten, die Frage der Barriereplätze aufzuwerfen. Deshalb bat er den Erzherzog, ihm neue zu senden, in denen das Datum nicht ausgefüllt war; die Holländer durften nicht merken, daß Quiros ihnen seine Vollmachten so lange verheimlicht hatte. Am 11. Juli sandte Erzherzog Karl ihm von Barcelona eine Vollmacht, die vom 2. September datiert war, da er nicht annahm, daß sie ihm vor Beendigung dieses Feldzugs dienen könnte. Sollte Quiros bis dahin seine Reise nach England und Holland nicht antreten können, würde der Erz­herzog ihm eine andere zusenden, da alle seine Briefe für die General­staaten stets datiert waren. Quiros hatte vergebens gehofft, mit der Ankunft von Marlborough in Brüssel würden die katholischen Niederlande besser regiert werden. Aber keine Veränderung war eingetreten, wohl aber ging Rede, den Staats­rat um drei oder vier weitere Mitglieder zu vermehren, von denen jeder ein jährliches Gehalt von 5000 bis 6000 Gulden bezogen hätte; mit einer einzigen Ausnahme verfügten die Ratsmitglieder daneben noch über an­dere Posten. Jede weitere Ausgabe war zu Lasten der Finanzverwaltung des Erzherzogs; die Generäle und auch die Minister der Seemächte waren schon mit den hohen Ausgaben für den Staatsrat unzufrieden. Quiros ver­sprach dem Erzherzog, gegen den Plan einer Erhöhung der Zahl der Ratsmitglieder Einspruch zu erheben, ohne daß er jedoch Erfolg ver­sprechen konnte. In den südlichen Niederlanden marschierten die Truppen

Next

/
Thumbnails
Contents