Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 55 Drittes Kapitel. Die Ankunft von Marlborough in Brüssel. Die Niederlage der Truppen Erzherzog Karls bei Almansa und die Verhandlungen von Quiros mit den Seemächten um Entsendung von Hilfstruppen nach Spanien. Der Angriff auf Toulon. Quiros und Graf Peterborough. Graf Fuencalada im Haag und in London. Am 16. Mai 1707 meldete Quiros dem Erzherzog, daß Marlborough am 13. in Brüssel eingetroffen war. Quiros war ihm zwei Tage entgegen gereist, um freier mit ihm über die Interessen Österreichs sprechen zu können; auch wollte er ihm nach Meldungen aus Paris die Nachricht von der Niederlage der österreichischen Truppen bei Almansa am 25. April bestätigen1). Marlborough und auch die Vertreter der holländischen Gene­ralstaaten hatten für die Bedürfnisse des Erzherzogs, besonders an Kaval­lerie, Verständnis gezeigt. Quiros versprach, keine Mühe zu scheuen, um von ihnen Hilfe zu erlangen. Er legte die Abschrift von Briefen bei, die er an Sinzendorf und Wratislaw gesandt hatte. Sofort nach dem Empfang eines genauen Berichtes des Erzherzogs über die Niederlage und die Be­dürfnisse des Heeres wollte er mit dessen Erlaubnis den Grafen Lecherin, der in Brüssel weilte, nach Spanien senden, um ihm mündlich genauen Bericht über die Lage in den südlichen Niederlanden zu erstatten. In den Schreiben an Sinzendorf und Wratislaw erklärte Quiros eben­falls, er habe bis jetzt bei den Verbündeten Verständnis gefunden für die Notwendigkeit, dem Erzherzog nach seiner Niederlage in Spanien Hilfe zukommen zu lassen, doch erwarteten diese von ihm und dem Kaiser ge­nauen Bericht über ihre Wünsche. Jeder Verzug mußte schlimme Folgen haben. Für den Transport von Kavallerie, die allem Anschein nach am meisten benötigt wurde, fehlte es in Italien wahrscheinlich an Schiffen. Truppen, die von dort abtransportiert werden sollten, mußten durch andere ersetzt werden. Um möglichst Zeit zu gewinnen, mußten für den Feldzug in Estremadura die Truppen aus England und Holland über Lissabon dorthin gesandt werden, während nur Italien in Betracht kam für die, die für Katalonien und Aragon bestimmt waren. Die Seemächte beklagten sich über den Feldzug der kaiserlichen Truppen gegen Neapel, mit der Behauptung, mit dieser Ablenkung würde der Einfall in Frankreich er­schwert2). Quiros bemühte sich, ihnen zu erklären, nur wenige Truppen würden gegen Neapel eingesetzt, da man in Wien mit einer wohlwollenden Stimmung der Bevölkerung rechnete. Die Seemächte rechneten auch wohl damit, nach der Niederlage in Spanien würden die österreichischen Gene­räle ihre Pläne betreffend Neapel auf geben, aber Quiros glaubte, sie wür­den sich damit abfinden, sobald die Operationen begonnen hätten und die dafür nötigen Ausgaben gemacht wären. Er mußte sich bemühen, für die Pläne der kaiserlichen Generäle die Billigung der Seemächte zu gewinnen,

Next

/
Thumbnails
Contents