Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels
285 Die Anfänge des Österreichischen Brasilienhandeis 1885/86 eine Südamerikareise unternahm und Pernambuco, Bahia und Rio de Janeiro, Antonino und Desterro auf St. Catharina besuchte und ausführliche Handelsstatistiken veröffentlichte,7li) und wieder die gleichen Ratschläge und Mahnungen Vorbringen mußte. Es schien wirklich ein unabänderliches Verhängnis zu sein, wie es der Kommandant der Aurora auffaßte, daß Österreich die Aufgaben des überseeischen Handels nicht erfaßte, sie zwar immer wieder anstrebte, aber nur mit halben Mitteln und daher auch auf halbem Wege stecken blieb. Um den Mißbrauch österreichischer Fabriksmarken durch gerissene Kaufleute zu verhindern und den österreichischen Firmen den Schutz ihrer Patente und Warenzeichen zu sichern, wurde am 28. August 1886 in Rio de Janeiro eine gemeinsame Erklärung der österreichisch-ungarischen und der brasilianischen Regierung über den Schutz der Fabriks- und Handelsmarken veröffentlicht m). Solange das brasilianische Kaisertum bestand (1889), ist es Österreich nicht gelungen, aus den guten verwandtschaftlichen und politischen Beziehungen Kapital im wahrsten Sinne des Wortes zu schlagen. Wie diese Darstellung gezeigt hat, lagen für dieses Versagen die Ursachen nicht so sehr in uen handelspolitischen Voraussetzungen, denn von staatlicher Seite war fülemen guten und vielversprechenden Start gesorgt worden, als vielmehr in der ganzen Struktur des österreichischen Handels, der sich aus seiner binnenländischen Befangenheit nicht lösen konnte und nie die Weite des Weltmarktes umfaßte. Es ist nicht notwendig, hier die innere Struktur des österreichischen Handels zu untersuchen und zu analysieren* 178), beachtenswert war und ist der Versuch und die Absicht, die gewonnenen familiären und politischen Beziehungen zu einem fruchtbaren Güteraustausch auszuweiten und sich so einen Zugang zur Neuen Welt aufzutun. Österreichs Beziehungen zu Brasilien erfahren gerade durch die Darstellung der gegenseitigen Handelsbeziehungen eine sehr reale und von der Praxis herkommende Charakterisierung, die erst die ganze Problematik und Spannung zwischen Absicht und Ausführung, zwischen Wollen und Können enthüllen und dadurch zu einem wirklichen Spiegelbild der Beziehungen beider Staaten werden. 170) Benko Jerolim, Reise S. M. Schiff „Albatros“ nach Südamerika, dem Caplande und Westafrika 1885—1886, Pola 1889. — Die Berichte über Brasilien S. 59—154. 177) Bittner, Staatsverträge a. a. O. nr. 4486, R. G. Bl. 1887 n. 136. 178) Vgl. Beer Adolf, Die österreichische Handelspolitik im 19. Jahrhundert, Wien 1891, 618 S. — Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Die Handelspolitik der wichtigeren Kulturstaaten in den letzten Jahrzehnten, 1. Bd. Leipzig 1892, III. Teil, Die öster. Handelspolitik der letzten 25 Jahre von Dr. A. Peez, S. 169 bis 193.