Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

RAUCHENSTEINER, Manfried: Das sechste österreichische Armeekorps im Krieg 1809. Nach den Aufzeichnungen des FZM Johann Freiherr von Hiller (1748–1819)

150 Manfried Rauchensteiner Bataille vergleichen zu können. — Nachdem bei der Aufstellung der Armee die Entfernung der Regimenter aus ihren Standquartieren bis an die Be­stimmung ihrer Grenze oder ihres Versammlungspunktes nicht in Betracht gezogen und die Regimenter ohne Unterschied dieser Entfernung auf ein­mal in Bewegung gesetzt worden seien, so mußte die natürliche Folge ein- treten, daß selbe nicht nach der hieraus gegebenen Ordre de Bataille sich aufstellen und bequartieren konnten, sondern vermischt zwischen Brigaden und Divisionen zu stehen kämen, welche dazu auch in Rücksicht der den­selben so notwendig zukommen machenden Befehlen ein außerordentliches, ja selbst ein nachteiliges Hindernis und Versäumnis machte. — In dieser Rücksicht glaubte ich denn auch nicht zu fehlen, wenn ich die mir anver­trauten Truppen dergestellt in eine Ordre de Bataille aufstelle, um mit selben alle Augenblicke ungehindert derjenigen Bestimmung folgen zu können, welche nach den Umständen und der Lage, als sich selbe befanden, schlechterdings zu befolgen nicht möglich war. Unbekannt mit dem großen Operationsplan war es nur meine Absicht, meinen (Truppen) Körper dergestalt aufzustellen, damit derselbe unfehlbar jede Bewegung sogleich zu befolgen im Stande, und glaubte wirklich meine Pflicht er­füllt und selbe, wie Bericht und Ordre de Bataille zeigen, aufgestellt zu haben, als ich unter dem 19. März von dem E. H. Generaliss. K. H. den Befehl erhielt, alles dergestalt aufgestellt zu belassen, wie ich solches bei meinem Eindrücken gefunden. Meine Antwort erschöpfte nun voll­ends die Ursachen, welche mich bewogen hatten, diese Änderung vor­zunehmen. Während dieser Zeit erhielt ich folgende Nachrichten: München solle durch französische Truppen unter Befehlen des Marsehalls Oudinot besetzt worden sein. Das Korps des Marsehalls Oudinot solle gegenwärtig 18.000, jenes des Marschalls Davoust vollzählig, nämlich 30.000 und jenes des Marschalls Bernadotte 22.000 Mann stark sein. Oudinot hätte in seiner Stellung noch keine wichtigen Veränderungen vorgenommen, doch sollen selbe dieser Tage geschehen. Zu Straßburg sollen 2 Divi­sionen, nämlich Molitor und Boudet formiert und in Marsch gesetzt werden. Den rheinischen Bundesgenossen wäre der Befehl zugekommen, ihre Kontingente dergestalt bereit zu halten, daß solche jeden Augen­blick an ihre Bestimmung abgehen könnten. In Tirol wäre mit der ge­waltsamen Aushebung der Rekruten der Anfang gemacht und es flüch­teten sich eine Menge junger Burschen in das Salzburgische. Nach genauer Kombinierung der Streitkräfte, welcher Kaiser Napoleon mit Inbegriff der Rhein-Kontingente und Alliierten in diesem Zeitpunkt von Nord bis an den Bodensee aufgestellt hatte oder auf deren Wirklichkeit derselbe sicher rechnen könnte, bestanden selbe aus 140.000 Mann. Es ist notwendig, diese Bemerkung hier zu machen, um sonach desto leichter den Vergleich und die Ursache zu finden, welche, oder ob, oder warum unsere Operationen so unvorteilhaft ausgefallen.

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