Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65

Wiener Hof, Ludwig XIV. u. die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65 91 (1736) heißt10), arbeitete er auf die Nachricht vom Friedensschluß hin, die ihn zutiefst traf, an einem „Buche in ungarischer Sprache“ : „Darin erörterte er im einzelnen alle Mittel, deren man sich, gestützt auf auschließlich durch Ungarn zu stellende Streitkräfte, bedienen könnte, um das Königreich von der türkischen Tyrannei und Unterdrückung zu befreien. Der Titel dieses Buches bestand bloß aus den zwei ungarischen Wörtern: Nié-Bans, was so viel heißt wie: Man hindere uns nicht! Damit wollte er beweisen, daß Ungarn allein genügend Streitkräfte aufstellen könne, um die Türken zu verjagen, vorausgesetzt, daß man ihm keine Hindernisse in den Weg lege. Das Buch wurde niemals gedruckt, aber er gab mehrere handschriftliche Kopien an jene ungarischen Herren aus, denen er die Fähigkeit zutraute, seine Absichten wesentlich zu unterstüt­zen, wenn man ihm deren Durchführung erlaubte“ 10a). ,Streifpartheyen‘ verletzen den Frieden. Bethlen Miklós, ein Neffe des alten Bethlen Gabor, der soeben eine Erziehungsreise durch Frankreich unternommen, dann bei seiner Rückkehr 10) Mémoires Historiques du Comte Betlem Niklos, contenant l’Histoire des derniers Troubles de Transilvanie, Amsterdam, Jean Swart 1736, I, 295. loa) Vgl. über die wirklich erschütternden Zustände in Ungarn Fraknoi, Gévays Sammlung, vor allem aber Franz Salamon, Ungarn im Zeitalter der Türkenherrschaft (deutsch v. G. Jurányi, 1883). Wichtig auch die Dokumente bei: Katona, Historia crit. Hungáriáé, XXXII, XXXIII. J. Hammer­Purgstall, Gesch. d. osman. Reiches, Pest 1830, Bd. VI, sowie Zinkeisen, Gesch. d. osman. Reiches, Bd. IV, schildern das rüde Vorgehen der Türken (1664/65) sogar noch nach dem Friedensschluß, so daß die Ungarn über Vasvár enttäuscht sein mußten und sich schutzlos fühlten. Jean de Coligny-Saligny und andere französische Relationisten, wie z. B. Louis Du May (in: Recueil Historique, Cologne, Christophre van Dyck, 1666) haben allerdings von den Ungarn eine üble Meinung, wovon Dominik Kosáry in „Frangais en Hongrie“, 1946, allerdings nichts berichtet. Am 1. August 1664 schrieb Coligny an Michel Le Tellier: „... nous sommes dans un pays desert, esloignée des villes, et dans la Hongrie, oü les Allemands et leurs adhérants sont en abomination, et les Hongrois sont les plus meschantes gens et les plus grands voleurs qu’il y ait au monde et qui nous auroient fait autant de mal que les Turcs, si nous avions esté battus“ : AN, Guerre, A1 190, föl. 176. Nun ist nachweislich der Kontakt der Franzosen mit der fremdsprachigen Bevölkerung, sowohl in Österreich als in Ungarn, äußerst gering gewesen. Er äußerte sich vor allem darin, daß man — wohl auch nicht ohne Ursache — Batthyánysche Bauern schlug. Der Intendant Louis Robert bezeugt den Kontakt­mangel, als er am 9. Sept. 1664 an Louvois schrieb: „... je ne crois pas qu’un Allemand de 1’arniée ait bü avec un Frangois“ : AN, Guerre, A1, 190, föl. 287. Wie wenig auf die Insurrektion zu bauen war, davon konnte sich allerdings auch Coligny überzeugen. Im Bericht vom 5. September 1664 heißt es: Man habe beschlossen, dem Feinde nicht nach Oberungarn zu folgen, da man die Donau um keinen Preis verlassen wolle : „parce que autrement on mourroit de faim, et pour tous ces Hongrois et troupes de Ragosky. Ce sont des gens qui ne demeurent jamais ensemble, que deux ou trois jours, et s’en retournent chacun chez eux“ :A(rchives) N(ationales), Guerre, A1 190, föl. 273.

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