Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

RILL, Gerhard: Jacobus Palaeologus (ca. 1520–1585). Ein Antitrinitarier als Schützling der Habsburger

84 Gerhard Rill sollte272). Noch mehr aber scheint man mit einem Handstreich von Seite der Anhänger jenes Mannes, der schon einige Male per vim populi der Inquisition entrissen worden war gerechnet zu haben, wie Sicherheits­vorkehrungen erkennen lassen. Nachdem die Reiseroute festgelegt und die Pässe besorgt worden waren, setzte sich der Konvoi am 26. Mai Donau aufwärts in Bewegung 273). Den Gefangenen hatte man in einen plom­bierten Käfig gezwängt, und der Mannschaft, die von Gasparo Pino 274) geführt wurde, war befohlen worden, den Häftling bei etwaiger Befreiungs­gefahr zu versenken 275). Bonomi ließ sich über die kostspielige Reise auf der Donau und am Inn genau informieren; er erklärte dem Bischof von Wien, er habe aus Angst um die kostbare Fracht zehn Tage lang nicht schlafen können. Als am 26. Juni das Schiff immer noch nicht in Innsbruck angelangt war und Regengüsse und Hochwasser den Transport aufhielten, erblickte er darin eine Intervention des Teufels 276), wie man bald darauf auch in Rom das Anschwellen der Flüsse auf die unreinen Geister des Häftlings, de quali il Paleologo era il collega e ministro, zurück­führte277). Von Innsbruck ging es am Landweg nach Trient, wo Madruzzo alle Vorkehrungen getroffen hatte27«), dann durch das Etschtal, nach Bologna und Rom. Beim Einzug in die Stadt drängte sich das Volk, um das „Ungeheuer“ zu sehen, und als Palaeologus das Gesicht mit den Hän­den bedeckte, band man ihm diese an den Gürtel, — wie man denn über­haupt „Unterbringung und Behandlung der Person und den Verdiensten (des Häftlings) anpaßte“ 279 *). Kardinälen, Prälaten und den in Rom beglaubigten Gesandten wurde Gelegenheit geboten, an einem eigens dafür vorbereiteten Ort den Todeskandidaten zu besichtigen 2«°). Angesehenen Theologen, unter ihnen Bellarmin, fiel nun die Aufgabe zu, den Antitrini- tarier zu bekehren, doch blieben diese Bemühungen ergebnislos; im allge­meinen scheint sich Palaeologus in diesen Disputationen (die zu keinem Erfolg führen konnten, weil der Inquisit die consubstantialitas patris et 272) Briefe des Pfalzgrafen Johann Casimir und verwandte Schriftstücke, bearb. von F. v. B e z o 1 d, 2, München 1884, 91; M. Lossen, Der Kölnische Krieg 2, München-Leipzig 1897, 189 f.; Nuntiaturberichte III 1, Berlin 1892, 452 f. 273) Nuntiaturberichte III 2, 426. 27«) Name in RBV fol. 116 und PFB fol. 132. 275) RFB fol. 116rv = RC fol. 33. 27<i) Nuntiaturberichte III 2, 448/1; am 4. August 1582 wurden Bonomi 300 Skudi für den Transport angewiesen: A. Bertolotti, Martiri dei libero pensiero e vittime della Santa Inquisizione nei secoli XVI, XVII e XVIII, Roma 1891, 71. 277) RBV fol. 116rv; PFB fol. 132. 27«) Bericht Madruzzo’s nach Rom am 13. Juni 1582: Nuntiaturberichte III 2, 426. 279) ... quivi trovö stanza e trattamenti conforme alia persona ed al merito ... ; RBV fol. 116v; PFB fol. 132v. 239) RFB fol. 117 = RC fol. 33v.

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