Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

RILL, Gerhard: Jacobus Palaeologus (ca. 1520–1585). Ein Antitrinitarier als Schützling der Habsburger

Jacobus Palaeologus (ca. 1520—1585.*) Ein Antitrinitarier als Schützling der Habsburger Von Gerhard Rill (Wien). I. Die genealogische Legende (S. 33). — II. Wander- und Kerkerjahre 1557—1562 (S. 36). — III. Verantwortung in Trient 1562 (S. 43). — IV. Erster Prager Aufenthalt 1562—1567 (S. 48). — V. Reise nach Wien und zweiter Prager Aufenthalt 1568—1571 (S. 58). — VI. Hintergründe der Prager Jahre (S. 65). — VII. Wirken in Polen und Siebenbürgen; Reise nach Chios (S. 75). — VIII. Gefangenschaft und Tod (S. 81). Unter den zum Teil recht sonderbaren vazierenden Humanisten und Pre­digern, die während des 16. Jahrhunderts im Bereiche der habsburgischen Königreiche und Länder als Verkünder neuer religiöser Lehrmeinungen auftraten, nimmt der aus Chios stammende Fra Giacomo oder, wie er sich selbst nannte, Jacobus Olympidarius Palaeologus eine schwer definierbare Stellung ein. In neuester Zeit wurden bei Würdigungen seiner Person die Akzente allgemein — und mit Recht, wie die Stimmen seiner Zeitgenossen und seine erst vor kurzem wieder aufgefundenen Hauptwerke bezeugen, -— auf sein ansehnliches theologisch-literarisches Oeuvre gesetzt. Es ist jedoch andererseits nicht zu übersehen, daß den ahnenstolzen Griechen außer seinem religiösen Anliegen zumindest zeitweise auch ehrgeizige und abenteuerliche Pläne beherrschten; wie man gerade in Osteuropa als Vertreter einer heroisierten Antike und verfolgten Griechentums Karriere machen konnte, zeigten ihm etwa die Schicksale des Filippo Buonaccorsi- Callimachus, deren man sich auch noch nach zwei Generationen erinnerte, und die des „Herakliden“ Jacobus Basilikos, über dessen Aufstieg der „Palaeologe“ genauestens informiert war. Die Beziehungen des Fra Giacomo zu Böhmen und Österreich begannen damit, daß er, nachdem er sich in Trient den Konzilsvätern gestellt hatte, über Linz nach Prag reiste. Völlig mittellos traf er hier im Herbst 1562 ein, wurde zunächst von seiner neuen Umgebung nur wenig beachtet und hatte somit die besten Chancen, in der uneinheitlichen Konfessionsgruppe der „Neuutraquisten“ unterzutauchen. Trotzdem blieb der Ankömmling noch nach jahrelangem Aufenthalt ein Fremder, dessen Umgang Viele schon deshalb gescheut haben mögen, weil sie nicht in seine düsteren *) Meinem verehrten Lehrer Alphons Lhotsky anläßlich seines sech­zigsten Geburtstages in Dankbarkeit gewidmet.

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