Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
SUTTER, Berthold: Erzherzog Johanns Kritik an Österreich
Erzherzog Johanns Kritik an Österreich 215 dahin streben, ein Ganzes als gute Brüder zu bilden und was da hinderlich ist fahren lassen. Thun sie es nicht, so werden sie ihrem Schicksale ohne Rettung anheim fallen und zuletzt das verlieren, was ihnen so am Herzen lieget. Izt kann es nur gehen, wenn Österreich, Preussen und Deutschland zusammen hält, wenn Österreich gut und einträchtig mit Engelland und Frankreich ist. Österreich strebet aufrichtig in Italien zur Versöhnung und zum Frieden, da sollten die anderen Mächte Piemont die Hoffnung auf Unterstützung benehmen und sich damit beschäftigen zum Wohle der armen, beunruhigten Menschheit den Demagogen das Handwerk zu legen. Jeder Staat hat in seinem Innern in Folge der Fortschritte feindlichen Stoff, dahin sollten sie ihr Augenmerk richten, gerecht und gut regieren. Was Frankreich bevorstehet, wage ich nicht auszusprechen, gar Manches will mir nicht gefallen und manches mich besorget. In einer anderen Art Engelland, wohin soll es kommen und was kann es da noch werden? Im Allgemeinen ein Streben der Welt nach einem veränderten Zustand. Was mich allein besorget macht ist der Geist, welcher die Menschen beherrschet, grenzenloser Luxus, höchste Genußsucht und Vorwalten des Sinnlichen und die zunehmende Verderbnis der Moralität im Allgemeinen, Mangel an großen, edlen Charakteren, Gleichgültigkeit etc. Es ist leider, wenn man die Menschen liebet, ein bitteres Gefühl, seinen Blick von einem moralisch entwerteten Geschlechte wenden zu müssen.“