Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
SUTTER, Berthold: Erzherzog Johanns Kritik an Österreich
Erzherzog Johanns Kritik an Österreich 199 dränget sind. Während hier das Theuerste verfressen und versoffen wird, alles in Silber und Gold pranget, Hunderte von Kerzen verbrennen, um eine gezwängte Lustbarkeit zu beleuchten, während viele Kleider, die ein großes Geld zum Theil nach dem Auslande brachten, an einem Abende verdorben werden, weint mancher biedertreue Hausvater bey seiner Milchsuppe und seinem schwarzen Brot, oft nicht hinreichend für seine Kinder, sie satt zu machen, erschöpfet von der Arbeit, die er bey allem seinem Fleiße als unzureichend ansieht über die Hartherzigkeit seiner Obrigkeit, über die Qual der Executions- Soldaten, über die seine Betriebskreise zerstörenden Pfändungs- Maßregeln. TJnd solcher giebt es sehr viele, die sich sicherlich immer vermehren. Vor Gott, dem jeder sein Kind ist, wie stehet da die Wage, wo neiget sich die Wagschale ? Ich darf nicht lange denken, denn es schaudert mich davor. Wundere man sich dann, wenn mir in unseren Zeiten die Vergnügungen eckein. Ich habe ein Herz und kenne wie es den anderen gehet. Izt ist die Zeit der Eingezogenheit, damit nicht noch Thränen der Bedrängten als Anklage gegen einen reden. Es gäbe keinen Fröhlicheren als mich, wenn die Zeiten darnach wären.“ Am Tage zuvor hatte der Erzherzog an seine Hausfrau Anna Plochl, die seinem Vordernberger Kutscher eine Livree hatte schneidern lassen und so nach Graz gefahren war, aus Wien geschrieben: „ ... Das Zweyte war der Anzug des Hiesels. Nani, Nani! Ich bemerkte, daß sich manches in meinem Hauswesen änderte. Als Hiesein der Frack und der Huth nach städtischer Art gemacht wurde und ich es sah, so untersagte ich es und in meiner Gegenwart erschien es nicht mehr. Warum also für Dich, um nach Graz zu fahren, ihn damit bekleiden? Als ich den grauen Rock in der Steyermark einführte, geschah es, um ein Beyspiel der Einfachheit in Sitte zu geben, so wie mein grauer Rock, so xvurde mein Hauswesen, so mein Reden und Handeln. Das Beyspiel wirkte, der graue Rock von manchem verkannt, von den Besseren erkannt, wurde ein Ehrenrock und ich ziehe ihn nie mehr aus, ebenso wenig weiche ich von meiner Einfachheit, lieber gebe ich mein Leben her. Wenn ich also so handle, willst Du den Gegensatz von mir machen? Solltest Du nicht Deinen Stolz darinnen setzen, den Sitten, welche unserem armen bedrängten Land anpassen, getreu anzuhängen und die Erste zu seyn, so einem Bey- spiele zu folgen. Denn wisse, dies wirft ein übles Licht auf mich und würde ich anfangen mich im Geringsten zu ändern, so würden alle die Bande reissen, die das Volk und alle die Redlichen an mich binden. Willst Du durch so eine törichte Sucht (die andern) nachzumachen, die Schuld auf Dich laden, mein Werk zu zerstören? Schäme ich mich nicht mit dem Hiesel zu fahren, wie ich ihn gekleidet, fuhr mein