Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

SUTTER, Berthold: Erzherzog Johanns Kritik an Österreich

190 Berthold Sutter „Wenn er auch nicht mehr hätte auf das Pferd steigen können, so wäre er doch da gewesen und sein Name genug, um zu wirken“ 49). Erzherzog Friedrich aber nennt Johann einen „derben Edelstein, die Hoffnung seines Vaters, die Hoffnung, die ich hatte für mein Vater­land, tüchtig, gut, wohltätig, ehrlich, in seinem Fache kein Ersatz. In Venedig allgemein geliebet, als einer der Ihrigen betrachtet, sie hie­ßen ihn nostro principino. Er hätte Tüchtiges geleistet. Gott wollte es, daß er ging, in diesem Jahr der Dritte des Hauses, lauter tüch­tige, sie hießen die Fahne der Armee, die Klugheit im Rathe, die Hoffnung für die Zukunft. Wahrlich wir dürfen izt nicht mehrere verlieren, gar von denen, die wir kennen. Die heranwachsen sind unbe­kannt, erstere haben eine schwere Schule durchgemacht, in den schwer­Vertrauen, dessen er allgemein mit Recht genoß, durch die Ehrfurcht, die selbst die Jungen und Unruhigen ihm zollten, weil alle die Überlegenheit seines Geistes, seiner Erfahrung, seines Gemüthes fühlten, hat gar viele Mißgriffe ausgewetzett die Unentschlossenheit der Regierung unschädlich gemacht und das gefristet, was uns zu sehen nun bevorstehet .. . Wahrlich ich möchte glau­ben, der Herr, welcher über alles waltet, rief ihn zu sich, um ihm den Schmerz zu ersparen, in einem Lande, was er geliebet, für welches er so viel gethan, eine Zeit eintreten zu sehen, welcher er nach seiner Überzeugung nicht gewogen seyn konnte noch durfte. Allgemein wird im Lande die Bestürzung und Be- trübniß seyn, allein bald werden die Partheyen die Köpfe heben, denn das graue Haupt, was sie zurückhielt ist verschwunden, der Beschwichtiger ist nicht mehr da; der Zügel mit sanfter, kluger Hand geführt, ist zerrissen. Was stehet für die Zukunft bevor? Man wird den öfters verkannten Josef gar oft zurückwünschen, und jene welche an ihm Kraft vermißten, wahrlich dieselbe weder mit Klugheit, das heißt im rechten Augenblick eben noch das Ganze zu leiten verstehen. Ich sehe eine Reihe von Verlegenheiten bevor ... Ich habe um einen Bruder und einen Freund weniger.“ 49) Tagebucheintragung vom 29. April 1847: „Nach U tägiger Krankheit war Karl bey Gott ... Eine allgemeine Trauer, denn es starb der, der in seinem Leben für Österreich so viel geleistet, das Heer so oft siegreich geführet. Wenn er auch nicht mehr hätte auf das Pferd steigen können, so wäre er doch d a gewesen und sein Name genug, um zu wirken. Dies ist nicht mehr und wer hat solche Praemissen, solche Leistungen, solches Ansehen, wie er? Wer kann nur einigermaßen ihn ersetzen? Dabei fromm, gut, mildthätig, er hatte ein Herz und wußte es frey von Weltrücksichten zu zeigen. Kurz und entschlossen in seinen Entschlüssen, vertrauend seinen alten Dienern. Er gehörte zu den Söh­nen Leopolds, die wahrlich eine gediegene, treue Schaar bildeten, die gute alte vor den Einflüssen neuerer Zeit bewahrend. Ich hatte ihn steets geliebet und seit der Stunde, wo er geheyrathet, SO Jahre, waren wir die besten Freunde geworden. ... gieng dann meinen toten Bruder noch einmal sehen.“ Noch stärker tritt die Sorge Erzherzog Johanns in der Tagebucheintragung vom 4. Mai 1847 beim Bericht über die Beisetzung Erzherzog Karls hervor: „Ais nach beendigter Einsegnung die Kapuziner den Sarg erhoben, um ihn die die Gruft zu tragen, brach mit einem heftigen Donnerschlag ein Gewitter aus; wir hielten es für eine Salve der auf gestellten Truppe. Es war als wenn der Herr auch dem alten zur Ruhe gehenden Krieger noch eine Ehre antun wollte. Ich betrachtete es aber auch als eine Warnung, den Verlust zu bedenken und um so weniger zu schlafen, und thätig zu seyn, daß Ersatz nachwachse!“

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