Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
KÁLLAY, István: Einige Fragen der Stadtpolitik des Wiener Hofes in Ungarn zur Zeit Maria Theresias
154 István Kállay der Ungarischen Hofkammer vom 20. November 1767 war Bellye nicht einmal oppidum, sondern nur possessio. Es fehlte ganz an Handwerkern und Handelsleuten. Wenn Bellye den Rang einer königlichen Freistadt bekomme, erleide dadurch der Fiscus Schaden, weil die Bauern Gewerbe zu treiben begännen, das nicht mehr so viel Nutzen bringe, wie die jetzige Landwirtschaft 12). 1768 kam die Erhebung der Kammerbesitze Körösmező und Püspökladány. Beiden wurden noch in demselben Jahr das Jahresmarktprivilegium verliehen13). Dasselbe Privilegium bekam am 7. April 1770 der Kammerbesitz Bezdan, der dadurch Kammeroppidum wurde. Das Rescript bemerkt, daß das Jahrmarktrecht nicht nur für den Fiscus, sondern auch für die in dieser Gegend wohnenden Handelsleute von größerem Nutzen wäre 14). Die Kammerstadt Arad ersuchte 1777 um den Rang einer königlichen Freistadt. Über das Gesuch gab die Ungarische Hofkammer ein ungünstiges Gutachten ab; in erster Linie deshalb, weil es mit der benachbarten Herrschaft Zimand zu keinem Vergleich kam15). 1777 befaßte sich Maria Theresia persönlich mit der Bitte der Kapitelstadt Großwardein. Die Erhebung der Stadt in den Rang einer Freistadt wurde durch das ungünstige Gutachten der Ungarischen Hofkanzlei verhindert 16). 1774—1777 war das Gesuch des Marktes Altofen auf der Tagesordnung. Die Stadt wurde nicht zur Freistadt erhoben, weil sie nach Meinung der Ungarischen Hofkammer mit der Erhaltung des jetzigen status quo dem Fiscus größere Einnahmen sichere. Die Verpflichtungen einer königlichen Freistadt (Verwaltung, Polizei, Gerichtsbarkeit) — sagte die Ungarische Hofkammer — bedeute wieder mehr Belastung, als sie die Stadt ertragen könnte 17). Im Juli 1779 wurde das Gesuch des Marktes Eszék erörtert. Mit dem 12) Ebendort Fasz. 26. Rote Nr. 509. Subd. 1. fol. 22 f. 1. Okt. 1767. fol. 36 f. 20. Nov. 1767. Die Ungarische Hofkanzlei hat lieber die Bischofstadt Fünfkirchen — statt Bellye — vorgeschlagen. 13) Ebendort Fasz. 26. Rote Nr. 510. Subd. 1. fol. 8. 18/1768. Apr. fol. 13. 62/1768 Jul. 14) Ebendort Fasz. 26. Rote Nr. 512. 12/1770. Apr. Subd. 3. fol. 28 f. 15) Es wäre notwendig gewesen, einen Teil der Stadt auf das Gebiet der Herrschaft Zimánd übersiedeln zu lassen. Ebendort. Fasz. 26. Rote Nr. 516. Subd. 3. 59/1773. Dez. fol. 297 f. Ebendort Fasz. 26. Rote Nr. 518. Subd. 2. 89/1774. Febr. fol. 8—11. Ebendort Fasz. 26. Rote Nr. 531. Subd. 1. 67/1777 Aug. fol. 306—322. 16) Ebendort Fasz. 26. Rote Nr. 522. Subd. 2. 93/1774. Jul. fol. 10 f. Maria Theresia schrieb persönlich am 1. Juli ein Handbillett zur Förderung dieser Angelegenheit. u) Ebendort Fasz. 26, Rote Nr. 522. Subd. 1. 59/1774. Aug. fol. 8—12. Ebendort Fasz. 26. Rote Nr. 430. Subd. 1. 3/1777. Apr. fol. 33—35.