Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

BENNA, Anna Hedwig: Eine Wiener Ratsliste und das Wiener Stadtrecht von 1340

8 Anna Hedwig Benna erfolgten48), mögen als Beweis dafür gelten, daß die beiden Urkunden bis zur Stadtordnung Ferdinands I. 1526 geltendes Hecht darstellten und zusammen das Stadtrecht Wiens am Ende seiner mittelalterlichen Entwick­lung ausmachten. Zeitlich liegen die beiden Stadtrechte Albrechts I. und Albrechts II. verhältnismäßig weit auseinander. Zwischen 1278 und 1340 blieb das Rudol- finum I in Geltung, das Rudolfinum II dagegen verlor seine Gültigkeit durch den Verzicht des Rates und der Wiener Bürgergemeinde von 1288. An seine Stelle trat 1296 das Stadtrecht Albrechts I. Die Neuregelung der Sätze des Rudolfinum I erfolgte erst 1340. Für die Gültigkeit des Rudolfinum I für das erste Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts wurden von der Forschung die Bewidmung von Krems und Stein mit Wiener Recht 1305 49) und Korneuburgs 131150) mit Recht als Beweis angeführt. Vor allem hinsichtlich Krems-Stein kann es als absolut gesichert gelten, daß zum Zeitpunkt der Bewidmung gültiges Wiener Recht, die Stadtrechte von 1296 und Rudolfinum I verliehen wurden51) ; dies erscheint gesichert sowohl aus dem ausdrücklichen Hinweis auf Verleihungen König Rudolfs I. und König Albrechts I. an die Wiener als auch durch die wörtliche Übernahme der Artikel aus den genannten Stadtrechten52 *). Im Falle von Korneuburg spricht die inhaltliche Übereinstimmung dafür63). In dem Korneuburger 48) Vgl. oben Anm. 42. Abänderungen, abgesehen von Art. 35 des Stadtrechts Albrechts II. von 1340 durch Albrecht V. 1421 (Tomaschek, GQSTW. II n. CXXVI, S. 29—30), kamen nicht vor. 49) Tomaschek, GQSTW I, S. XLIII. Otto Brunner, Die geschichtliche Stel­lung der Städte Krems und Stein, Krems und Stein, Festschr. zum 950jährigen Stadtjubiläum (1948) S. 72. Die Rechtsquellen der Städte Krems und Stein, FRA III/l (1953) S. 29. Geyer, MIÖG. 58, 591. Fischer, JB. V. GSTW. 7, 60. 50) Gustav Winter, Über eine Bewidmung von Korneuburg mit Wiener Recht, AÖG 63 (1862) 273—303. Fischer, JB. V. G. St. W. 7, 59. 51) Stadtrecht Rudolfs III. für Krems-Stein I, 1305 Juni 24 ,Wien (FRA III/l, n. 21/1, S. 9 ... so geben wir zu den alten rechten den selben steten andereu newe recht, di Wienner habent und in gegeben sint van unserm enen chunich Rudolfen und van unserm vater chunich Albrechtén von Rome, als man hernach geschriben vindet ... S. 19 ... als seu unser purger van Wienne her­bracht haben van unsern vordem und van uns ...) II, 1305 Juni 24, Wien (FRA III/l, n. 21/2, S. 20 ... und geben und besteten in den vorgenanten steten Chrems und Stayn alleu deu recht und di guten gewonhait, deu di stat ze Wienne hat und herbracht hat van unseren vordem gentzleich und vreileich ... S. 28, ... als seu unser erbern purger van Wienne herbracht habent van alten fürsten, van unsern vordem und auch van und auch noch habent.). 62) Die Existenz von Artikeln des Stadtrechts von 1340 in den beiden Ur­kunden für Krems-Stein (Albertinum II, Art. 54, 64—67, 68, 71, 72) dürfte nicht ausreichen, um ein Stadtrecht Rudolfs III. für Wien aus den Jahren 1299—1305 zu erschließen. Vgl. Brunner, FRA III/l, S. 29. Geyer, MIÖG. 58, 593. 63) Im Korneuburger Stadtrecht von 1311 wurden aus Rudolfinum I die Ar­tikel 1—49, 54—56, 60, aus Rudolfinum II die Artikel 4, 5, 9—11, 13—20, 25, 26 übernommen. Vgl. Winter, AÖG 63, 282. Fischer, Jb. V. G. St. W. 7, 59.

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