Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65
Wiener Hof, Ludwig XIV. u. die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65 137 Rákóczy auf Siebenbürgen, wodurch man sich Michael Apafys Hilfe bei der Pforte verscherzte, waren gewichtige Ursachen des Fehlschlags der Verschwörung, deren geistiges Haupt auf dem protestantischen Sektor, Stephan Vitnyédy, zu eigenem Glück bereits am 13. Februar 1670 verstorben war. Um jedoch die politischen Kraftfelder und Bündniskonstellationen des damaligen Europa und auch die Politik des Wiener Hofes einsehbar zu machen, erscheint es angezeigt, dem mehr oder weniger geheimen ungarisch-französischem Zusammenwirken, den Verflechtungen Frankreichs mit dem Rheinbund, der Bedrohung von seiten der übermächtigen Pforte von Südosten herauf, die „reciproca union“ der „Augustisima Casa“, d. h. die spanisch-österreichische Hausgemeinschaft in ihrer politischen Interdependenz entgegenzustellen. Bedauerlicher Weise sprechen im Archivo General von Simancas die Protokolle des spanischen Staatrates (Consejo) nur für das Jahr 1663 reichlicher. Zwar finden sich in den Akten der „Embaxada“ (E) in den Faszikeln (Legajos) 2375—2377 Protokolle über die Jahre 1662—66; zusammenhängenden Aufschluß aber gewinnt man eigentlich nur über 1663. Doch läßt sich daraus die von Spanien in höchster eigener Not (Kampf gegen Portugal) an Österreich geleistete „Subsidialhilfe“ für die Besoldung von 20.000 Mann für ein Jahr — wenn man rechnet, daß z. B. ein Mitglied der Stadtguardia in Wien damals monatlich 1 Gulden Besoldung erhielt (für 12 Monate und 20.000 Mann, also 240.000 fl. „Subsidialhilfe“ wurde bewilligt) — nachweisen; desgleichen die Überlassung von rund 6000 Mann an Spanien im Frühjahr 1663, von denen jedoch in höchster Not (September 1663), das Regiment Portia wieder zurückberufen wurde. In diesem Zusammenhang fällt auch auf das Verhältnis der beiden Zweige der „Cäsa de Austria“ zu Frankreich so manch interessantes Licht. Die ö s t e r r e i c h i s c h - s p a n i s c h e Hausgemeinschaft und Frankreich. Das Kriegsjahr 1663 hatte unerhörte Tiefpunkte gebracht. Monte- cuccoli mußte, wie er am 24. Juli 1663 dem Hofkriegsrat schrieb, „mit einer Partei von 4000 Pferden den Croaten machen“ und konnte Neuhäusel nicht entsetzen, was er aber auch zusammen mit jenen, im Frühjahr 1663 Spanien überlassenen 6000 Mann wohl nicht hätte tun können; die Sukkurse des Reiches und des Rheinbundes kamen erst um die Jahreswende heran.101) Die Überlassung jener 6000 Mann zeigt die Verquickung der Außen- und Militärpolitik Spaniens und Österreichs. Immer noch geht es auch Philipp IV. und dem spanischen Staatsrat in seiner Mehrheit um die „Union y conformidad de estas dos Augustisimas Casas “, wie dies im Staatsrat vom 9. August 1663 an Portias Haltung so gelobt wird, da * II, loi) Vgl. Montecuccolis Schreiben bei Gualdo Priorato, Historia di Leopoldo, II, 227.