Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65
118 Georg Wagner sie vielleicht in den Ländern der Kurfürsten und anderen Reichsfürsten haben werden.“ 64) Schließlich stellt man mit freundlichem Erstaunen fest (5. Dez.), daß die „Behandlung der Truppen auf dem Rückmarsch ganz anders sei als jene auf dem Hinmarsch“. Man bedenkt freilich nicht, daß nun, da inzwischen fast zwei Monate lang schon Friede herrschte, es der Regierung in Wien ungleich leichter fallen mußte, eine ausreichende Versorgung zu garantieren. Außerdem zogen die Franzosen durch Gegenden, die nicht unmittelbar unter dem Krieg gelitten hatten. An und für sich ist es in friedlichen und geordneten Zeiten viel leichter, die Grundherrschaften und ihre Bauern zu Leistungen gegen Bezahlung zu verhalten, als in Kriegszeiten, da man vermeint, seine Lebensmittel auf Vorrat horten zu müssen. Was konnten Landesbewohner, deren Wohnsitze von der Kriegsfurie immer wieder überzogen wurden, denn schon mit gemünztem Geld anfangen, außer es zu horten und zu vergraben? In solchen Zeiten hing man an Realien und vor allem Naturalien! Das erklärt teilweise auch die besonderen Schwierigkeiten einer Versorgung der Hauptarmee von der Steiermark her, einem Waldland, das in vielem selber auf die (z. B. Fleisch-) Einfuhr angewiesen war. Es ist also nicht nur der Ausdruck der Freude, die gefährlichen Fremden loszuwerden, die das Wiener Kabinett so großzügig sein ließ. Nunmehr — in der Zeit des Friedens — konnte man auf Grund der gebesserten Lage es auch leichter sein. Der Friede stimmte nicht nur die Gemüter zur Freigiebigkeit, er erlaubte sie ihnen auch! „... L’on peut dire que la conduite que Ton tient ä vostre retour est bien differente de celle que a esté observée lorsque vous vous estes rendu en Allemagne, et que Sa Ma.té imperialle en use presentement avec beaucoup d’honnesteté.“ 65) Der Kaiser benimmt sich gegenwärtig „mit großer Ehrenhaftigkeit“ schreibt also Louvois an Podvils am 5. Dezember 1664 aus Paris. Und dann folgen genaue Anweisungen für den Rückmarsch. Da die Hinmarschroute (Mai/Juni 1664) von Metz aus über Saarbrücken nach Philippsburg sehr unbequem (tres incommode) gewesen sei, so habe man nun — dies sei bereits an Colbert (Intendanten im Elsaß) und Choisy weitergegeben worden — angeordnet, die Route über Hagenau und Zabern zu nehmen: „Eure Kompagnie wird, so wie die anderen, in den Bistümern Metz, Toul und Verdun logieren und ich werde Sorge tragen, ihr ein Quartier zu geben, wo es ihr während des Winters gut geht“:66) M) Ai 189, fol. 270: „... et que vous ayez mis en consideration le grand avantage que les troupes ont eu de regevoir gratis les estapes dans tous les pays hereditaires et peut estre dans ceux des electeurs et autres princes de l’Empire ... Je suis etc.“ es) Ai 189, fol. 271. 66) Ai 189, fol. 272.