Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

WAGNER, Georg: Der Wiener Hof, Ludwig XIV. und die Anfänge der Magnatenverschwörung 1664/65

Wiener Hof, Ludwig XIV. u. die Anfänge der Magnaten Verschwörung 1664/65 115 die Länge die Ungarische Grentz-Häuser [Festungen], deren 40 gezehlet werden können, würde erhalten haben mögen, indeme selbe zu Kriegs­Zeiten allerdings dreyfache Besatzung und ein grosse, ja unglaubliche Provision an Munition, Proviant und anderen Nothwendigkeiten erheischen. Die löbl. Stände, so etwan Selbsten in ihren Landen einige Guarnison * sustentiren, können gar leicht assequiren, was vor ein Unkosten Jh. Kays. M. zu Unterhaltung so vieler praesidien, darunter verschiedene seynd, deren jedes nicht nur 100, sondern etlich tausend Mann vonnöthen hat, zum besten der gantzen Christenheit, sonderlich in Kriegszeiten spen- diren müssen ...“ Dann wird auch auf die Möglichkeit verwiesen, daß die eine oder andere Garnison bei längerem Soldmangel die Festung etwa den Türken übergeben hätte. Es gibt Beispiele dafür aus dem 15-jähr igen Türkenkrieg, 1592—1606 (z. B. Pápa). Dank vom Hause Österreich. Wenn Nitri nach den Beschwerden der Ungarn auch jene der Fran­zosen über den Waffenstillstand anführt und die Verlegenheit und Ver­wirrung am französischen Hofe darüber enthüllt, daß vom französischen Korps, trotz des — wie wir heute sagen würden — Spionageauftrags die Geheimverhandlungen der Kaiserlichen nicht früher entdeckt werden konn­ten, so ist ergänzend dazu zu bemerken, daß man in Paris anfangs noch nicht an die Endgültigkeit der Abmachung mit den Türken glaubte und annahm, der Kaiser würde etwa doch noch gezwungen sein, um das Ver­bleiben des inzwischen nach dem Elsaß beorderten Korps inständig zu bitten: faire des instances! — zumindest aber bald um seine Neuentsendung für 1665 einkommen. Am 31. Oktober schrieb nämlich Louvois an Coligny aus Paris, der Graf von Dietrichstein, den der Kaiser zum König schicken wolle, um ihm Näheres über den Frieden mitzuteilen, sei immer noch nicht ange­kommen: „Le comte de Dietrechstain qui doibt se rendre icy de la part de l’Empereur pour donner part au Roy de la Paix que Sa M.té imperialle a conclüe avec le Turc, n’est point encores arrivé.“ 60) Er war am 16. Okto­ber von Wien auf gebrochen! „S’il propose ä Sa. Ma.té de donner dans les pays hereditaires des quar­ters d’hyver aux troupes que vous commandez, vous jugez bien la response que luy sera faite. Mess.18 les ministres de l’Empereur en ont si mal usé durant la Campagne ä l’esgard des troupes du Roy, qu’il est fort facile ä erőire qu’ils ne font ces offres, que parcequ’ils prevoyent qu’on ne les aceeptera pás. Mais quoyqu’il en sóit, si presentement ils ont changé de sentiment on le connoistra par la maniere dönt ils feront fournir au retour des troupes les estapes dans les pays hereditaires ...“ Man rechnet also damit, daß er dem König den Vorschlag macht, die e») Ai 189, fol. 252 ff. 8*

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