Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts

Pietro Andrea Matthioli 83 Jahre 1562 erschien dann bei Melantrich in Prag das „Herbarz“, das Dr. Thaddäus Hajek ins Böhmische übertragen hatte127). Matthioli begann im Jahre 1558 auch eine deutsche Ausgabe zu planen und ließ sich noch im selben Jahr vom Kaiser ein Privileg ausstellen, das ihn vor unbefugtem Nachdruck schützen sollte128). Wieder stand Erzher­zog Ferdinand hilfreich zur Seite und ersuchte die Stadt Augsburg, die beigelegten fünfzig „abgerissenen figuren“ des Kräuterbuches gegen ent­sprechende Bezahlung in Holz schneiden zu lassen. Ferner wandte er sich an Anton Fugger in Augsburg, an den Syndikus von Nürnberg, Hans Thain, und an Dr. Zasius in Straßburg mit derselben Bitte129). Das aus­schließliche Druckprivileg für die nächsten zwanzig Jahre sicherte sich Matthioli durch ein Privileg des Kaisers vom 24. September 1562 13°). Matthioli erfreute sich bei der deutschen Ausgabe der wertvollen Mit­arbeit des Dr. Georg Handsch von Limus, der die Übersetzung besorgte. Es wurde schon erwähnt, daß wir seinen umfangreichen Aufzeichnungen wertvolle Nachrichten über Matthioli zu danken haben, mit dem er über 15 Jahre eng zusammen arbeitete. Handsch wurde am 20. März 1529 in Leipa geboren. Im Alter von 10 Jahren verlor er seine Mutter. Nach dem Jahre 1541 besuchte er die von Herzog Friedrich II. gegründete protestantische Lateinschule zu Gold­berg, um 1544 nach Prag zu übersiedeln und an der artistischen Fakultät der Universität zu studieren. Im September 1550 verließ Handsch die Prager Universität mit der Absicht, seine medizinischen Studien in Padua fortzusetzen. Seine Reise führte ihn über Budweis, Freistadt, Linz, — wo ihm die vielen bemalten Häuser auffielen, — Wels, Salzburg, Schwaz, Hall, Innsbruck nach Süden mit weiteren Aufenthalten in Brixen, Bozen, Trient, Verona und Padua. Dort angekommen, wohnte er bald einer „Anatomie“ unter der Leitung von Alexander Veronensis bei, wie er sich überhaupt drei Jahre hindurch mit Anatomie beschäftigte. Handsch hörte aber auch 127) De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 386. Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen XII, S. V, n. 7958. Ganzinger, P. A. Matthiolus, S. 49. 128) HHSTA Reichsregister Ferdinand I., Bd. 7, fol. 292r. Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen XI, S. LXX, n. 6489. Jahrbuch der kunsthistori­schen Sammlungen XV, S. LV, n. 11.833. 129) Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen XI, S. CLXXXIV, n. 7370, 7371. Ganzinger, P. A. Matthiolus, S. 48. >30) HHSTA Reichsregister Ferdinand I., Bd. 21, fol. 321r. Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen I, S. LXXVIII, n. 6529. Matthioli kannte und ver­wendete Opium als einschläferndes, schmerz- und hustenstillendes Mittel, warnte aber besonders die einfachen Leute vor dem eigenmächtigen Gebrauch desselben, weil es ein Gift sei, das „den Menschen schlafend umbringt“. Matthioli ist übri­gens der erste, der in seinem Kräuterbuch den Ausdruck „Asthma“ gebraucht (Max Tischer, Über die Asthmabehandlung mit pflanzlichen Heilmitteln in der Volksheilkunde und in der Medizin seit dem 16. Jahrhundert. — Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Heft 32, Berlin 1939, S. 20, 24).

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