Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts
Pietro Andrea Matthioli 73 sei, und ihm an der Universität zu Padua ein festlicher Empfang zuteil wurde, der bei ihm große Rührung ausgelöst habe57 *). Von März bis Mai 1573 weilte Matthioli erneut beim Erzherzog, der wieder von seinem chronischen Leiden befallen worden war68). „Sanguis habebat paucam aquositatem“ lautete die Diagnose. Außerdem empfahl er wie schon öfters dringend, Thermalwasser von Karlsbad und Lucca zu trinken59). Die Reisekosten in der Höhe von 100 Kronen mußten ihm aus den Einnahmen des Zolls von Rofereit (Rovereto) ersetzt werden60). Damals wurde ihm auch über Empfehlung von Erzherzog Maximilian III. das Bürgerrecht der Stadt Trient verliehen61). Im März 1575 erhielt der Zöllner von Rofereit den Befehl, an Dr. Matthioli die Pension bis 1. Mai sofort auszuzahlen, damit dieser Reisegeld habe, um an den Hof kommen zu können62). Den Hofpfennigmeister machte man mit Schreiben vom 16. April mit der neuen Sachlage vertraut: „Nachdem wir den von Petrus Andreas Matthioli in unseren hofdienst ... angenomben, wie er sich dann haußhablichen alheer begeben und den 9. tag diß monats in den dienst getreten. So haben wir ime zu jerlicher hofbesoldung 600 fl. ... zu quottember Zeiten raichen zu lassen ... bewilligt“ 63). Damit war Matthioli im hohen Alter nochmals in den aktiven Hof dienst auf genommen; dies darf als besonderer Vertrauensbeweis des Erzherzogs gewertet werden. Im Herbst 1575 begleitete der gleichfalls nicht mehr junge Dr. Handsch den Erzherzog, so wie bereits im August 1574, nach Karlsbad 64 65). Der Gesundheitszustand Matthiolis ließ es angebracht erscheinen, den Winter in Rom zu verbringen. Erzherzog Ferdinand rekommandierte seinen Leibarzt an Kardinal Andreas von Österreich in Rom und bat, ihm in der Ewigen Stadt und beim Heiligen Stuhl behilflich zu sein66). Auf der Reise nach dem Süden dürfte Matthioli in Trient kurzen Aufenthalt genommen haben und hier, in jener Stadt, von der seine Karriere ihren Ausgang genommen hatte, im Herbst 1577 an der Pest gestorben sein66). Matthiolis Söhne errichteten 57) O. Rudel, Beiträge zur Geschichte der Medizin in Tirol, S. 70. 59) LRA Innsbruck, Geschäft von Hof 1573, föl. 194r. Ebenda Oberösterreichische Hofkammersachen Tirol 1573, fol. 127v. 5°) Cod. Vind. 11.204, fol. 64v. Matthioli stand mit dem Ärztekolleg von Lucca in brieflichem Kontakt (De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 387). 60) LRA Innsbruck, Oberösterreichische Hofkammersachen Tirol 1573. Ebenda Pest-Archiv XVII 34. 61) O. Rudel, Beiträge zur Geschichte der Medizin in Tirol, S. 70. 62) LRA Innsbruck, Oberösterreichische Hofkammersachen 1575, fol. llr und 70r. 63) LRA Innsbruck, Oberösterreichische Hofkammersachen 1575, fol. 1281’. ««) Cod. Vind. 11.204, fol. 68>- und 28u 65) LRA Innsbruck, Pest-Archiv XXX 24.1577 September 7, Innsbruck. 66) Meyer, Geschichte der Botanik, Bd. 4, S. 368. De Toni, Pierandrea Mattioli, S. 383. Senfeider, Beiträge zu einer Biographie des P. A. Matthiolus, S. 1479. Gurlt-Wernich-Hirsch, Biographisches Lexikon, Bd. 4, S. 119.