Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

AUER, Erwin M.: Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies

Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vließ 59 benden nachsuchenden Adels kritisch überblickt, muß zu dem Schluß kom­men, daß viele und besonders die kinderreichen Adelsfamilien wie andere Bevölkerungskreise auch durch die Ereignisse der Franzosenkriege und des Revolutionsjahres 1848 ebenso wie durch die staatlichen Finanz­operationen des vorigen Jahrhunderts unverschuldet in schwere Notlage geraten konnten. Die Familienerhalter bemühten sich zwar in den ver­schiedensten Berufen, das Ihre zur Erhaltung der vermögenslos gewordenen Familien mehr oder minder erfolgreich beizutragen, doch reichte der karge Verdienst nicht immer zum Lebensunterhalt der zahlreichen Kinder. Dazu kam, daß als späte Folgen von Kriegsverletzungen auftretende Lähmungen und Erblindungen den Erhaltern von Offiziersfamilien den Broterwerb überhaupt unmöglich machten. In vielen solchen Fällen trug der Orden vom Goldenen Vließ durch seine Präbende zur Linderung der unverschuldeten Notlage bei. Diese bisher fast unbekannte caritative Tätigkeit des Toison-Ordens stellt somit eine beachtenswerte soziale Leistung im Rahmen des altösterreichischen Ordens­wesens dar. 8. Anhang I. Stiftbrief der Präbende des Ordens vom Goldenen Vließ, Wien 1830 Mai 16. O: Original, prunkvolle Zweitausfertigung aus dem Jahre 1834 (ZI. 9/ TO/1834); kalligraphiertes Pergamentlibell, 4 Blätter (35,4 X 26,5 cm), Einband aus rotem Samt; Wachssiegel in vergoldeter Metallkapsel an Gold­schnur (TO, Karton TO Ältere Archivbestände); vgl. Abb. 2 und 3.--------­A : Deutscher Stiftbriefs-Entwurf von der Hand des Ordenskanzlers Ca- jetan Freiherrn von Münch-Bellinghausen, vor 5. Mai 1830 521), Papier­bogen (36,4 X 22,7 cm); der Entwurf enthält noch 8 Artikel (ZI. 5/TO/ 1830, fol. 26, 27); vgl. Abb. 1.---------B: Deutscher Berichtigter Stiftbrief s­Entwurf von der Hand des Kanzlers, vor 5. Mai 1830521), Papierbogen (36,4 X 22,7 cm); enthält 7 Artikel (ZI. 5/TO/1830, fol. 28, 29).--------­C : Lateinisches Konzept von der Hand des Kanzlers, vor 5. Mai 1830 521), Papierbogen (36,4 X 22,7 cm); enthält bereits 6 Artikel (ZI. 5/TO/1830, fol. 25, 34).---------[E: Erstausfertigung, vor 16. Mai 1830, nichtkalli­5 21) Die deutschen Entwürfe A und B entstanden vor dem lateinischen Kon­zept, das in der abgekürzten Intitulatio noch den Vermerk Nos Franciscus Pri­mus /: der große Titel :/ enthält. Der Kanzler wandte sich wegen des zur da­maligen Zeit gültigen genauen Wortlautes des großen Titels an die Abteilung für inländische Angelegenheiten der geheimen Haus-, Hof- und Staatskanzlei und erhielt vom Hofrat und geheimen Staatsoffizialen Franz Freiherrn von Leb- zeltern-Collenbach am 5. Mai 1830 brieflich die Auskunft, daß der große Titel und Wappen Ser Majestät noch seit den neuesten Besitzveränderungen nicht re- gulirt ist. In allen Ausfertigungen wird gegenwärtig blos der mittlere Titel so, wie er hier beyliegt ... gebraucht (ZI. 5/TO/1830, fol. 30 r). In E und O wird dann auch der mittlere Titel verwendet.

Next

/
Thumbnails
Contents