Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

MISKOLCZY, Julius: Das Institut für ungarische Geschichtsforschung in Wien und seine Publikationen

616 Rezensionen schwer gemacht, dieses Buch nicht allzu ernst zu nehmen. Richtig ist zweifellos, daß Hitler nicht für alles zum Sündenbock werden muß, was zum letzten Krieg geführt hat. Tatsächlich wird man auch manches aus der „realpolitischen Periode“ der Geschichte des nationalsozialistischen Deutsch­lands bis 1939 aus der späteren Perspektive nach den Greueln des Krieges voreingenommen beurteilt haben. Ebenso wird man zugeben, daß das eingangs erwähnte Werk Hofers in vieler Beziehung in seinem wis­senschaftlichen Wert beschränkt ist; dies ging auch erst kürzlich aus Untersuchungen über das Verhältnis Deutschlands zur Sowjetunion (Fabry) und zu Italien (Siebert) hervor. Aber die Hitler ungebührlich vernied­lichende Darstellung in dem vorliegenden Werk muß in Deutschland unheilvolle Wirkungen auslösen, besonders jetzt, wo eine deutsche Über­setzung des Buches erschienen ist. Dagegen hilft auch nicht das klärende Nachwort des Verf. in der deutschen Ausgabe, wo er Stellung nimmt gegen Mißdeutungen, die auf der Hand liegen und wo er den deutschen Lesern Abscheu gegen jeden Revisionismus einflößen will und treuherzig emp­fiehlt, sich mit der Oder-Neisse-Grenze endgültig abzufinden. T. muß mit diesem Buch in eine fatale geistige Nachbarschaft nicht nur der Isolatio­nisten und Rooseveltgegner innerhalb der amerikanischen Historiker (und etwa auch H. G. Dahms) kommen, sondern auch solcher Machwerke wie der Bücher von Hoggan oder von der Witwe Ribbentrops, die T. in der Beurteilung des Hossbach-Protokolls als Gewährsmann zitiert. So wird das vorliegende Werk zu einem Pfeiler der neonazistischen Geschichtsklitte­rung werden. Ob dies sich um einer Marotte des intellektuellen Ehrgeizes von Mr. T. willen lohnt, auch wenn es für die historische Wissenschaft nicht ohne Nutzen ist, daß ein zugegebenermaßen erstarrtes Geschichtsbild aufgelockert wird, wollen wir füglich bezweifeln. Rudolf Neck (Wien). Archiv- und Aktenkunde Schellenberg Theodore R., Akten- und Archivwesen in der Gegenwart. Theorie und Praxis. Aus dem Englischen übersetzt von Gudrun Banzhaf, durchgesehen von Ernst Posner u. Georg Winter. Archiv und Wissenschaft, Schriftenreihe der Archivalischen Zeitschrift 2, München, Zink, 1961, XV, 292 S. Die vorliegende Übersetzung stellt gewissermaßen schon die dritte Auflage des 1956 erstmalig erschienenen Originalwerkes dar. Dieses kam zuerst in Melbourne (Australien) heraus, da es sich auf Vorträge stützt, die der Autor, Direktor of Archival Management am Nationalarchiv in Washington, in diesem Erdteil gehalten hat. Im nächsten Jahr folgten zwei parallele Ausgaben in USA, England und Kanada. Die internationale Fachwelt horchte auf. Ging es doch, wie der Untertitel sagte, um Prin­ciples and Techniques bei modernen Archiven. Also ein Handbuch der Archivwissenschaft, an deren Bau in der klein und eng gewordenen Welt emsig gearbeitet wird. Wie einst die Holländer Muller-Fruin, ausgehend von den Gegebenheiten ihres Landes, eine allgemeine Archivlehre zu

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