Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
SILAGI, Denis: Aktenstücke zur Geschichte des Ignaz von Martinovics
256 Denis Sil agi Die hiesigen Demokraten welche mehr Bescheidenheit besitzen, nehmen die Masque eines Jesuitens und Aristokraten an, und sprechen bei jeder Gelegenheit, daß die Ungarische Nation, durch die Einziehung der Königlichen Güter und Verbannung der Königlichen würde, ohne allen weitern Auflagen, hinlänglich die Staatsunkösten bestreiten könnte. Nach dieser Voraussetzung hätten sogar die Ungarischen Bauern nichts zu zahlen, und hiedurch könnte der Bauer wider den Hof mit den Aristokraten u. Bischöfen eine gemeinschaftliche Sache machen. Diese Idee wird nun so viel möglich in privat Gesprächen mit vielen Ausfällen über das Kabinet, über Balassa u. Izdenczy fortgepflanzt. Die Hofverordnung, daß man alles Silber u. Gold aus den Kirchen, als eine Kriegssteuer hergeben soll, hatte schon hier eine Erbitterung der Gemüther hervorgebracht. Der Agramer Bischof Verhovacz half aber der Sache ab, indem er den Primas den guten Rath gab, daß man erst das Volk durch die Seelsorger über den Zwek der obbenannten Verordnung belehren soll, welches auch nun geschehen wird. Die Protestanten sind auch höchst unzufrieden, daß der Monarch das Religions-Edikt nochmals hat wiederrufen lassen. Zum Unglük hat der Monarch den Domherrn Graf Sauer in einer Audienz erzählt, daß man den Protestanten den Hals brechen müsse; denn dieser Ausdruck hatte alle Gemüther der Protestanten aufgebracht. Die Demokraten benutzen diese Spannung der Gemüther, erzählen fleißig bei jeder Gelegenheit die vermeinten Verbrechen des geweßten Königs von Frankreich, um seine Hinrichtung als billig vorzustellen, sie beweisen ferner, daß Frankreich seine Verfassung gewiß behaupten wird. Ich wünschte wirklich, daß man in Ungarn eine Visitation der Häuser anstellen könnte, der Hof würde sich wundern, wie viele auswärtige ins deutsche übersetzte Demokratische Schriften, wie auch inländische lateinische Schriften hier gelesen werden. Die hiesigen Buchhändler bringen alle diese ins Land. Die Individuen, welche sich bei mir verdächtig machten, will ich erst in Wien niederschreiben; weil ich mich wirklich fürchte so etwas auf die Post auf zu geben; denn hier giebt man sehr Achtung auf alle dergleichen Schritte. Der Herendics begehet hier dolle Streiche, er prahlet sich, daß er Briefe von Sr. Ex. den Kabinets Minister erhalte, alles meidet ihn, wie auch einen gewissen Kehler von Wien, und den General Barco, den man hier für einen Polizeidirektor hält. Die Jesuiten und Bischöfe sind auch äußerst aufgebracht, daß der pen- sionirte Hauptmann Aigner wieder eine Freimaurer Loge in Namen des Monarchen errichtet hat, er mißbraucht den Namen des Monarchen bei jeder Gelegenheit. Einige Demokraten schleichen sich in die Loge, und haben einen Vorwand als Brüder öfters außer der Loge zusammen zu kommen.