Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts
Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts 241 er am 23. 8. 1741 von der Administration eine abweisende Antwort: „Deeretur auf die Bitte des Paul Sándor, daß man ihm die Tschanader Seelsorger-Stelle für jetzt nicht verleihen könne“ 3). Stanislavich ließ aber sich auch bei anderen Verfügungen nicht beeinflussen. Auch jetzt ließ er sich mit den Administrationsräten in keinen Streit ein, sondern er wandte sich inzwischen schon unmittelbar an den Wiener Hof. Es gelang ihm, bei der Kaiserin Maria Theresia die Bewilligung zur Errichtung einer Pfarrei in Tschanad zu erwirken und die Dotation derselben wurde mit den übrigen ärarischen Pfarreien gleichmäßig systematisiert. Die überraschte Administration war gezwungen, für den erwähnten Paul Sándor das Präsentationsschreiben einzureichen. Dieses akzeptierte der Bischof und ernannte Paul Sándor zum ersten Parochus der restaurierten uralten Pfarrei. Der neue Pfarrer trat am 1. 9. 1741 sein Amt an und wurde in dieses durch den Pfarrer von Sankt-Peter, Franz Komáromy, eingeführt4). Ein Pfarrhaus stand damals noch nicht. So ließ sich Pfarrer Sándor in den Ruinen des erwähnten Franziskanerklosters nieder. Dies stand in der Nachbarschaft der Ruinen der St. Georgskathedralkirche. Er ließ einen Teil der Ruinen unter Dach bringen und zog in die „Fledermausdachluke“ ein. Dort stand auch das Bethaus, neben der Küche des Pfarrers. Doch schon 1742 erhielt er einen gesonderten Pfarrhof ebenfalls in einem baufälligen Hause, welches in der Türkenzeit als Wohnung eines Paschas diente. Die Administration verordnete die Umzäunung des leer stehenden Hofes um das Pfarrhaus, am 4. 1. 1743 aber den Kirchenbau aus jenen dreitausend Gulden, welche Summe der Amtsvorgänger Stanislavichs, Bischof Baron Falckenstein, für diesen Zweck hinterließ5), und die Administration ließ hiezu Ziegel brennen. Den Grundstein zur Kirche legte Bischof Stanislavich unter großer Assistenz am 15. 6. 1743. Zu gleicher Zeit überprüfte er die Pläne des Pfarrhofes und hat diesen mit gewissen Modifizierungen gutgeheißen. Die Bruchsteine holte man aus den alten Ruinen, das Bauholz ließ man aus dem ärarischen Walde schneiden. Das Kirchlein wurde massiv und verhältnismäßig hoch gebaut. Stanislavich ließ die Kirche am Ende 3) DS III, 139. 4) Auf der ersten Seite des Taufmatrikelbuohes schrieb hierüber Pfarrer Sándor folgendes: „Liber baptisatorum in parochia Csanadiensi et eiusdem filiabus Szent-Miklós et Zombor canonice unitis, ab anno Domini 1741 die 1-a Septembris, a quo anno, mense et die hujus parochiae, inde ab antiquis temporibus pastore carentis, regimen suscepi, ex Inclyta Regiae Administrationis praesentatione, accedente gratiosae Superiorum confirmatione et subveniente per ARD Franciscum Komáromy parochum St-Peteriensem et huius districtus decanum installatione. — Paulus Sándor, indignus presbyter.“ Pfarrg. 683. 5) „Csanadini ecclesia ex pio legato p. d. L. B. a Falkenstein eppi omnino aedificanda erit, in loco, ubi prior fuerat. Ast pro parocho ... cum domus telo- nialis potissimum ex materialibus ecclesiae aedificata fuerit eam pro parocho favere, quatenus statim parochus ibi collocaretur.“ Relation Stanislavichs an den Wiener Hof. HDS I, 553. Mitteilungen, Band 15 16