Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
JUHÁSZ, Koloman: Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts
Kirchliche Zustände im Banat in der Mitte des 18. Jahrhunderts 209 Frieden von Belgrad und die Thronbesteigung Maria Theresiens nicht eine Besserung der Zustände in Aussicht gestellt hätten. Vertrauend auf eine schönere Zukunft, beschloß er aber im Herbst 1742 die Errichtung der Dekanate. Die Bevölkerungszahl sich vor Augen haltend, ernannte er vier Pfarrer zu Dechanten, die ärarische Pfründen innehatten und deren volkreichere Pfarrgemeinden inmitten anderer Pfarrdörfer lagen. Einer dieser Orte war Werschetz, zu dessen Dekanat noch Lugosch, Weißkirchen, Pant- schowa, Groß-Betschkerek, Detta, Tschakowa und Neupetsch (Ulmbach) gehörten. Stanislavich beabsichtigte in diesen Mittelpunkten auch Kooperatorstellen zu organisieren 3). Da das Erzdekanatsamt, obwohl — wie erwähnt — in beschränkterem Wirkungskreise und mit engerer Jurisdiktion, auf die Dechante überging, wurden nun letztere „Augen des Bischofs“ (oculi episcopi). Nicht nur dieser, sondern auch der Hof schrieb ihnen eine große Bedeutung zu. Auf Drängen der Majestät, die über alles genaue Berichte forderte, schrieb der Nachfolger Stanislavichs, Graf Franz Engel: „Ich trug meinen Dechanten sofort auf, die Ortschaften ihres Sprengels aufzusuchen und dann ausführliche Rechenschaft zu geben über die Seelsorger, Kirchen, Pfarrhöfe, Schulen, Gottesdienst und den Sitten des Volkes, usw.“ Die Dekanatsmeldungen enthalten außer kirchlichen Angelegenheiten eine Fülle der wertvollsten, glaubwürdigsten, verläßlichsten volkskundlichen und kulturgeschichtlichen Angaben; denn der Dechant bereiste die einzelnen Ortschaften seines Sprengels nicht darum, um die Mängel der Geistlichen zu verdecken, sondern deswegen, um dem Bischof die tatsächlichen Umstände zu berichten, ihn von den während seiner Rundreise wahrgenommenen Übeln in Kenntnis zu setzen, daß diesen abgeholfen werde. Dadurch, daß Stanislavich im ganzen Gebiete des Temesvarer Banats nur vier Dekanate errichtete, gelangten diese zu großer Wichtigkeit. Dieser Umstand erklärt seine besondere Sorgfalt, an ihre Spitze taugliche Geistliche zu stellen. Und wahrlich, es verursachte ihm nicht geringe Mühe und Sorge, die sich auftürmenden schwierigen Verhältnisse zu bewältigen, eine fördersame, ersprießliche Besetzung durchzuführen. 2. Das Verleihen kirchlicher Pfründen im Temesvarer Banate und das Verfügungsrecht aller mit diesen verbundenen Angelegenheiten behielt die Majestät sich vor. Die Administration hatte der Hofkammer Vorschläge zu machen und letztere präsentierte im Namen der Majestät die zu ernennenden kirchlichen Personen, im Wege der Administration dem Bischof. So geschah es auch bei der Besetzung der Werschetzer Pfarre, beziehungsweise Dechantei. Diese zwei Stellen waren miteinander verbunden. Das Gesuch eines Bewerbers bewahrt das Wiener Hofkammerarchiv mit s) Vgl. die Meldung der Administration an die Hofkammer vom 2. März 1743. (W iener Hofkammerarchiv: Banatica 1743. Dezember 25.) Mitteilungen, Band 15 14