Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)
AUER, Erwin M.: Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies
6 Erwin M. Auer lehnte die Bezeichnung der Institution nach seiner Person diesmal ebenso ab, wie er dies bereits einmal 1808 anläßlich der Benennung des nachmaligen Österreichisch-Kaiserlichen Leopoldsordens getan hatte23). Daher spricht der Stiftbrief vom 16. Mai 1830 nur allgemein von einer Stiftung und die Kanzlei des Ordens vom Goldenen Vließ nannte die Stiftung anfänglich Toison-Stiftung24) und erst nach 1850 ständig Toison-Ordens- Präbende2S). Die mit einer derley Stiftung betheilten Individuen 2«) hießen im Verlauf dieser Entwicklung Stiftlinge 27 28 *), dann auch Präbendare 2fi) und in der zweiten Jahrhunderthälfte hatte sich die Bezeichnung Präbendist20) endgültig durchgesetzt. Die rechtliche Grundlage für die Präbende bildete der als Anhang I abgedruckte Stiftbrief vom 16. Mai 1830, dessen Konzepte (vgl. Abb. 1) in deutscher und lateinischer Sprache vom Ordenskanzler vor dem 5. Mai 1830 abgefaßt wurden30). Die in einfacher Form hergestellte, mit dem größeren Siegel versehene 3l) Erstausfertigung des Stiftbriefes 32) wurde vom Kaiser mit dem Datum 16. Mai 1830 vollzogen, da für diesen Tag ursprünglich die dann erst am 22. Mai 1830 erfolgte Proklamierung der Stif23) Erwin M. Auer, Rudolfs-Orden, Franzens-Orden, Leopolds-Orden, in: Numismatische Zeitschrift, Bd. 73, Wien 1949, 152. 24) Österreichisch-Kaiserliche privilegierte Wiener Zeitung, 27. März 1834, 1. — ZI. 2, 8, 13, 14, 15, 16, 18 und 19/TO/1835, 109/TO/1844, 6 und 13/TO/1852, u. a. a. O. 25) Staatskanzler Fürst Metternich nannte die Toison-Stiftung nur Toison- Ordens-Pension (ZI. 29/TO/1839; vgl. auch 105/TO/1844 und 5/TO/1858, fol. 71r) oder Toison-Ordens-Pensionsstiftung (ZI. 28/TO/1839). Ordenskanzler von Heß verwendete wechselweise auch die Bezeichnung Toison-P f r ü n d e (ZI. 4, 6 und 7/TO/1835; vgl. auch noch ZI. 8/TO/1853, fol. 52r und den Hinweis Armenpfründe in ZI. 19/TO/1870). Ordenskanzler Freiherr von Pilgram führt dann den Begriff Toison-Ordens-P raebende ein (ZI. 63/TO/1841, fol. 174; 105/TO/1844, fol. 22r; 176/TO/1850, fol. 51r f.). Wahrscheinlich klang die alte Pfründenbezeichnung Präbende vornehmer als „Stiftung“. Es könnte auch sein, daß die Bezeichnung „Präbende“ die Unabhängigkeit von der staatlichen Stiftungsbehörde betonen sollte; vgl. die entsprechenden Ausführungen auf S. 7. 2°) ZI. 5/TO/1830, fol. 26v. 27) Vgl. unten Anm. 526. Vgl. auch ZI. 46/TO/1841, fol. 24r; letztmals wohl in ZI. 18/TO/1868, fol. 127 (Fondskassa). 28) Praebendair: ZI. 63/TO/1841, fol 174r; 102/TO/1844, fol. 14r, u. a. a. O. — Praebendär: ZI. 63/TO/1841, fol. 173r, u. a. a. O. — Präbendar: ZI. 63/TO/ 1841, fol. 175r; 75^ und 771/4/TO/1842; 4/TO/1900 u. a. a. O. — Die Generaldirektion der Ah. Privat- und Familienfonde nennt nach der Jahrhundertwende die Stiftungsmitglieder meist Perzipienten (vgl. z. B. ZI. 12/TO/1914, 9TO/1915 und 5/TO/1919). 2°) Soweit es festgestellt werden konnte, hat der spätere Wappenkönig des Toison-Ordens Anton Freiherr Pachner von Eggenstorf die Bezeichnung Prä bendist zum ersten Mal gebraucht (ZI. 18/TO/1868, fol. 126v zum 16. Mai 1868). 30) Vgl. unten die Einleitung zum als Anhang I abgedruckten Stiftbrief und Anm. 521. 31) ZI. 9/TO/1834, fol. 83r. 32) Vgl. in der Einleitung des Stiftbriefabdruckes den Hinweis unter E.