Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

GALL, Franz: Palatinatsverleihungen an italienische Universitäten und Gelehrte Gesellschaften 1530–1653

Palatinatsverleihungen an ital. Universitäten und Gelehrte Gesellschaften 95 geborenen emporzubringen und zu adeln“ heißt es im Stiftbrief der Basler Universität vom Jahre 1459 21). An die Stelle des Geburtsadels trat in der Welt des Geistes die „nobilitas moralis“ 22). Aus dieser Grundeinstellung von „Imperium“ und „Sacerdotium“ den Hohen Schulen gegenüber resultiert auch die quasifürstliche Stellung der Universitätsrektoren23). Die durch die Stiftbriefe24) begründete und durch weitere kaiserliche und päpstliche Privilegierungen25) vermehrte Aus­übungen palatinatsähnlicher Sonderrechte26) führte dann während des 16. Jahrhunderts ganz folgerichtig zur Verleihung von Palatinaten an Universitäten oder einzelne Teile derselben. Bereits am 31. Oktober 1501 begründete Kaiser Maximilian I. das sogenannte „Collegium Poe­tarum“ der Wiener Artistenfakultät27) und verlieh demselben das sonst nur vom Kaiser selbst, oder in Italien von seinen Hofpfalzgrafen aus­geübte Recht, Dichter zu krönen 28). Möglicherweise haben wir in diesem mank, Das deutsche Studententum von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart, 1931, S. 64 ff.; F. Zarncke, Die deutschen Universitäten des Mittelalters, 1857, S. 45 ff. 21) W. Vischer, Geschichte der Universität Basel von der Gründung 1460 bis zur Reformation 1529, 1860, S. 18 ff. 22) Über den Begriff vgl. G. A. Seyler, Geschichte der Heraldik, 1885/89, S. 396 ff. und die bei W. Erman und E. Horn, Bibliographie der deutschen Universitäten 1, 1904, Nr. 5677—5766 verzeichnete Literatur. — Zur aka­demischen Heraldik im allgemeinen vgl. F. Gail, Das Wappen der österreichi­schen akademischen Nation an der Universität Wien, in: Mitt. d. Inst. f. österr. Geschichtsforschung 68, 1960, S. 438 ff. 23) Titulaturen wie „monarcha“, „princeps“, „primas“, „archigymnasiarcha“ oder gar „gemeiner universitet ... regierunder fürst und herr“ (1510!), ver­mögen eine Vorstellung hievon zu vermitteln. Vgl. F. Gail, Rector Magnificus, in: Yearbook of the Summerschool of the University of Vienna 1961, p. 24 ff.; aber auch die immer noch imponierenden Reste einstiger Vollautonomie zeugen von einstigem Glanz. Für Österreich und Wien vgl. C. Schrauf, Korporation oder Staatslehranstalt, 1901 u. F. Ermacora, Österr. Hochschulrecht, 1956. 24) S. H. Denifle, Die Entstehung der Universitäten des Mittelalters bis 1400, 1885; G. Kaufmann, a. a. O.; A. Wretschko, Die Universitätsprivilegien der Kaiser von 1412—1456, 1911. 23) Für Wien vgl. R. Kink, Geschichte der kaiserlichen Universität Wien 2, 1854, Reg. 2«) Der erste Notar ist für Wien bereits 1384 belegt. Vgl. A. Goldmann, Geschichte der Universität Wien 1519—1740, in: Geschichte der Stadt Wien 6, 1917, S. 94. Der Stiftbrief Herzog Albrechts III von 1384 nennt einen „iusti- ciarius“ ; vgi. Kink, a. a. O., S. 65. Der erste vom Rektor ernannte Notar wird 1385 genannt. Vgl. auch die Statuten der Universität von 1385 bei Kink, a. a. O., S. 85 und G. Kaufmann, a. a. O. 2, S. 184. 27) Vgl. H. Rupprich, Der Briefwechsel des Konrad Celtis, 1934, S. 458 ff. und F. Gall, Sigillum collegii poetarum Viennae, in: Archivalische Zeitschrift 54, 1958, S. 157 f. 28) Gall, a. a. O., S. 157, Anm. 7. — Dieses Recht wurde 1724 zum letzten Male ausgeübt. Ein Ansuchen um die Verleihung der laurea von 1771 wurde bereits abgelehnt. Vgl. A. Goldmann, a. a. O., S. 165 u. Anm. 7.

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