Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 15. (1962)

KÜHNEL, Harry: Pietro Andrea Matthioli. Leibarzt und Botaniker des 16. Jahrhunderts

Pietro Andrea Matthdoli 87 zu Zahnausfall und Zahnfleischeiterungen; keiner der Arbeiter könnte länger als vier Jahre im Bergwerk seinem Verdienst nachgehen146). In den Bibliotheken des Adels, der Klöster, aber auch beim Bürgertum fanden die Werke Matthiolis noch zu dessen Lebzeiten oder bald nach seinem Tode Eingang. Es ist naheliegend, daß sein langjähriger Protektor und Patient, Erzherzog Ferdinand von Tirol, nahezu alle seine Bücher besaß. Das Inventar vom 30. Mai 1596 147) führt an: „Opusculum de sim­plicium medicamentorum“ (fol 543r), „De plantis epitome“ (föl. 546r), „Apologia adversus Amatum Lusitanum“ (fol. 546v), „Epistolarum medi­cinalium libri quinque“ (fol. 547r), „Pedarii Dioscorides de materia me­dica“ (fol. 547v), ferner wird auf fol. 549r und 549v von den Opera des Arztes gesprochen. Im Katalog der kaiserlichen Hofbibliothek von 1609/10 werden die italienische Ausgabe des Jahres 1548, die böhmische Ausgabe von 1562 und die lateinische des Dioscorides sowie die „Epistolarum medi­cinalium libri quinque“ vermerkt148). Im Nachlaß des Kaisers Matthias wurde nur eine lateinische, bei Valgrisius gedruckte Ausgabe des Dios­corides aufgefunden 149). Die Wertschätzung der Kräuterbücher in adeligen Kreisen, im besonderen das des Matthioli 16°), bringt eine Äußerung des Erasmus von Rödern in Perg bei Rohrbach im ersten Viertel des 17. Jahr­hunderts klar zum Ausdruck: „wegen der beigeschriebenen großen secreten und annotaten das best und mir das liebst Buech ... Mit allem geschätzt auf 100 fl.“ 161). Als ein Beispiel für die Aufnahme der Werke Matthiolis in die Klosterbibliotheken sei auf das Stift Melk verwiesen, das heute noch „De plantis epitome“, Frankfurt a. M. 1586, und die 1621 in Venedig er­schienene italienische Dioscorides-Ausgabe besitzt162). Der Nürnberger Stadtarzt Dr. Georg Palma, der 1591 aus dem Leben schied, notierte wäh­146) Senfeider, Beiträge zu einer Biographie des P. A. Matthiolus, S. 1481. Erna Lesky, Arbeitsmedizin im 18. Jahrhundert. Werksarzt und Arbeiter im Quecksilberbergwerk Idria (Wien 1956), S. 9. Schon Paracelsus beschrieb in seinem Werk über die Krankheiten der Berg- und Hüttenleute die Symptome, die durch Einatmen von Quecksilber, Arsendämpfen, von Säuren etc. hervorgeru­fen wurden. (Paul Diepgen, Geschichte der Medizin, Bd. 1, Berlin 1949, S. 260). 147) Cod. Vind. 8228 (Matthioli Epistolae auf fol. 623v). 148) Cod. Vind. 13541, fol. 482v, 49D, 464.v, 493r, 465r, 465r 1565 gewährte Ferdinand I. dem Matthioli noch einmal 150 fl. für ein dediziertes Exemplar (HKA Hofzahlamtsbuch 1565, fol. 593r). 149) Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen XIX, S. XLIX, n. 17.408. !50) Otto Brunner, Adeliges Landleben und europäischer Geist (Salzburg 1949), S. 279. 1593 erwarb Richard Strein von Schwarzenau in Linz bei Dr. Jo­hann Rauchwolf beispielsweise vier Kräuterbücher um 310 Taler (HKA Gedenk­buch Bd. 156, fol. 269r). Justus Schmidt, Linzer Kunstchronik Teil 3 (Linz 1952), S. 127. isi) Laurenz Pröll, Ein Blick in das Hauswesen eines österreichischen Landedelmannes aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts (XXXIX. Jahres- Bericht über das k. k. Staatsgymnasium im VIII. Bezirke Wiens für das Schul­jahr 1889. Wien 1889), S. 5. 152) Stiftsbibliothek Melk, Sign. 2393 und 2306.

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