Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

CORETH, Anna: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III., und die Karmelitinnen

Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III. 61 Spinola war in der Nachfolge Kardinal Carafas seit dem 10. Juli 1665 päpstlicher Nuntius am Kaiserhof. Als er nach dem Tode des Papstes Ale­xander VII. im Juni 1667 zum Konklave nach Rom fuhr, legte ihm die Kai­serin die Sache ans Herz. Trotz der sofort erkannten Schwierigkeiten fand dieser geschickte Diplomat Wege, sie zu meistern. Die eiligst erbetenen Dokumente ebenso wie kaiserliche Befürwortungsschreiben wurden als­bald dem neuen Papst Klemens IX. Rospigliosi vorgelegt und dieser wurde dazu bewogen, eine Spezialkongregation zur Behandlung dieser Frage ein­zuberufen, welcher Kardinal Spinola selbst Vorsitzen sollte. Auf diese Weise wurde eine neuerliche Diskussion in der Vollversammlung der Kongrega­tion, wo sicher ein negatives Urteil zu erwarten war, vermieden, — denn dort herrschte die fixe Ansicht vor, es sei besser, die Führung der Nonnen an Weltpriester zu übertragen55 *). Letztlich gab ein Schreiben des Kaisers vom 9. September den Ausschlag; am 17. September versprach der Papst der Kaiserin, zu gegebener Zeit ihre Bitte zu erfüllen 58), und am 28. Sep­tember konnte bereits der Kardinal von seinem Siege berichten. Das päpst­liche Breve mit der völligen Exemtion des Karmelitinnenklosters wurde am 30. September 1667 signiert57). Mit dieser Exemtion blieb das Kloster nicht nur unter dem Orden, sondern zugleich — und dies ist bezeichnend für das Staatskirchentum jener Epoche — auch unter dem Einfluß und Schutz — sotto gl’auspicij della mente e prottezione — des Kaiserhauses58). Wahre Siegesfreude spricht aus den Briefen, mit denen der Kardinal die Botschaft an die Beteiligten mitteilt und in ungeheurem Jubel geht sie von einem zum anderen weiter. Contra tutto l’inferno — gegen den Widerstand der ganzen Hölle, schreibt P. Joseph an Sr. Maria Colomba, sei der Sieg erfochten worden. P. Filippo della SSma Trinitä, damals Ordensgeneral, spricht von den Verhandlungen, die viel schwieriger gewesen seien, als man gemeint hatte; aber die große Liebe und Klugheit des Kar­dinals Spinola, der einen so sehr zum Gutsein geneigten Papst gefunden habe, hätte alles überwunden59). Vorläufig war es noch recht provisorisch in der neuen Klosternieder­lassung in dem alten Neustädter Freihaus, dem Erdödy’schen Haus in der Neunkirchnergasse. Am 10. April 1666 verkauften die Erben des Hans Rudolf von Puechheim den Schwestern überdies ihr etwas baufälliges Frei­55) LA.K1A. E, fol. 7 und 12, Berichte Spinolas. 5«) Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Allgemeine Urkundenreihe, fehlt. 57) Begl. Abschrift Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Allgemeine Urkunden­reihe. „Iuridictio, visitatio, superioritas, correctio, cura et gubernium“ werden dem Karmeliterorden überlassen. 58) Kard. Spinola an den Obersthofmeister Fürsten Lobkowitz, LA.K1A. E, fol. 13. 59) An die Priorin von Wr. Neustadt, 24. September 1667, ebenda fol. 49. Philipp von der Hist. Dreifaltigkeit, f 1671, war Ordensgeschichtsschreiber und verfaßte auch eine Summa Theologiae mysticae, Lugd. 1656.

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