Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

BLAAS, Richard: Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 1814 und 1815

32 Richard Blaas avec íme ingenuité rare que mes notes“, schreibt Bombelies, „étaient trop bien appuyées par le positif des faits pour qu’on put rien opposer; mais que comme on était ici bien decidé ä ne rien donner avant la fine du congrés, on avait pris le parti de garder le silence. Une pareille réponse n’a pas besoin de paraphrase. On pourrait appeller cela la candeure de la mauvaise foi“ 63). Die zynische Weigerung der Erfüllung eines Vertragspunktes, die ständi­gen Mahnungen der Wiener Zentralstellen, gaben Bombelles doch schließ­lich den Mut, in einer im Tone zwar noch freundschaftlichen, im Inhalt aber ziemlich scharfen Note vom 28. II. 1815 neuerlich die so oft verweigerte Freigabe der Aktenbestände zu fordern. Gleichzeitig intervenierte Metter­nich auch bei Talleyrand 64). Jetzt endlich, da man es doch nicht auf einen Bruch mit Österreich ankommen lassen konnte, gab Graf Jaucourt nach und bewilligte die Herausgabe der Staatskanzleiakten. Ein Hauptgrund dafür, daß man sie bis jetzt verweigert hatte, lag darin, daß sie in dem Pariser Archivdepot nicht als Akten der Staatskanzlei aufgestellt waren, sondern in die Akten der Reichskanzlei eingereiht worden waren. Jetzt erst gab man zu, daß diese Akten „par erreur“ unter die Bestände des ehemaligen Deut­schen Reiches gelangt waren und gab die nötigen Anweisungen zu ihrer Übergabe an die österreichische Rückstellungskommission65). Dieser nach monatelangen zähen Verhandlungen erreichte Erfolg konnte jedoch nicht mehr ausgenützt werden, da inzwischen ein politisches Ereignis eingetreten war, das der Tätigkeit der Kommission ein etwas abruptes Ende bereitete. Am 7. März 1815 war die Freigabe der Akten ausgesprochen worden, am 1. März aber war Napoleon von Elba kommend im Süden Frankreichs ge­landet und näherte sich, mit jedem Tag triumphaler fortschreitend, der Hauptstadt. Dieses Ereignis lähmte naturgemäß die Entschlußkraft und Verantwortungsfreude in den ministeriellen Kanzleien und als die öster­reichische Kommission mit dem Auslieferungsbescheid der bereits in Auf­lösung begriffenen königlichen Regierung im Archiv erschien, wagte es Archivdirektor Daunou nicht, ihn auszuführen 66 * 68). So kam der dritte Akten­transport, der für den 20. März in Aussicht genommen war, nicht mehr zu­stande. Nachdem Napoleon am 20. März in Paris eingezogen war, verließ die österreichische Kommission in aller Stille die Stadt, übergab die vor­handenen Effekten und Restitutionsgüter zu treuen Händen dem Kanzlei­6S) St.K. Frankreich-Varia, K. 74, Wien D. — Bericht Bombelles vom 25. 2. 15. 84) Ebenda. Metternich an Bombelles vom 17. 2. und vom 5. 3. 15. 65) St.K. Frankreich-Varia, K. 75, Nachträge zur Unterabteilung 40, 5) Noten an und von Graf Jaucourt. Note vom 7. 3. 15. 68) Ebenda. Varia, K. 74, Wien D. Bericht Bombelles vom 24. 4. 14. „Am 7. März erlaubte mir der Graf Jaucourt die politischen Korrespondenzen unseres Kabinetts, welche aus Versehen mit den Reichsakten vermengt und classifiziert worden waren, herauszunehmen, sie wurden mir aber von Herrn Daunou nicht übergeben, in dem schon am 11. März in allen ministerialen Kanzleien die größte Unordnung zu herrschen anfing und als eine Vorläuferin der am 20. März er­folgten Regierungsveränderung anzusehen war.“

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