Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag
BLAAS, Richard: Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris 1814 und 1815
23 Die Tätigkeit der k. k. Aktenrückführungskommission in Paris Hofkanzlei, Staatsbuchhaltung und des Hofkriegsrat der Registratursadjunkt der Hofkammer Franz Dominik Champagne zugeteilt19). Die Kommission wird dem k. k. Geschäftsträger in Paris, Graf Bombelles als dem Generalkommissär für die Restitutionsforderungen unterstellt20), dem gleichzeitig mit der Ernennung der Kommission alle nötigen Unterlagen übergeben werden21). In der Ottenfels ausgefertigten Instruktion wird sein Aufgabenbereich und der Zweck seiner Sendung genau umschrieben. Neben der allgemeinen Forderung nach Reklamierung alles dessen, was 1809 weggeführt worden ist, werden ihm besonders die Staatskanzleiakten, die niederländischen und italienischen Registraturen, die Reichskanzlei- und Reichshofratsakten, sowie die Übernahme der orientalischen Handschriften und Druckwerke — diese letzteren wegen seiner Kenntnisse des Arabischen und Türkischen — als Spezialgebiet übertragen. Doch wird auch ihm noch besonders aufgetragen, „daß die Absicht S. M. dahin gehet, daß den französischen Behörden, insoweit es die Wesenheit des Geschäftes verträgt, in Erfüllung ihrer diesfälligen Wünsche alle thunliche Willfährigkeit bezeugt werde“ 22). Am 1. Juli 1814 reiste die Kommission von Wien ab und traf am 9. Juli in Paris ein, wo sie im Palais Marescalchi, dem Sitz des Außenministeriums des nunmehr aufgelösten italienischen Königreiches, einquartiert wurde, weil dessen weiträumige Remisen für die Zusammenstellung der Aktentransporte sich als sehr geeignet empfahlen23). Der k. k. Geschäftsträger, Graf Bombelles, war unterdessen von dem in Paris weilenden Vicepräsi- denten der Hofkammer Barbier über die Agenden der Kommission instruiert worden 24) und er hatte ihm alle Verzeichnisse und Inventare ausgehändigt. Barbier hatte auch bereits die notwendigen Verträge mit dem 19) St.K. Frankreich-Weisungen 1814, K. 223. — Weisung vom 27. 7. 1814. Ebenda Instruktion für Fr. Champagne vom 26. 7. 20) St.K. Vorträge 1814, Fasz. 288. —- Instruktion für Bombelles vom 7. 7. 1814. — Ebenda Bericht Ottenfels ddo. Paris 15. 7. „Seine Durchlaucht (Metternich) haben mich bei Gelegenheit, als ich denenselben die mithabende Instrukzionen zur Einsicht unterlegen wollte, verständiget, daß sie bereits den Geschäftsträger Grafen v. Bombelles zum Commissaire Général für alle von der französischen Regierung zu reklamierenden Gegenstände ernannt.“ 21) Ebenda. — „Dispositions relatives au transport des archives qui se trouvent ä Paris et dönt l’envoi dóit se faire ä Vienne.“ St.K. Frankreich-Varia, K. 74. — Wien B: „Consignation der Verzeichnisse über die von den Franzosen aus Wien weggeführten Acten, welche die k. k. Botschaft in Paris übernommen hat.“ 22) St.K. Frankreich-Weisungen 1814, K. 223. — Punktation für den nach Paris abgesendeten Legationssekretär Frh. v. Ottenfels-Gschwind vom 30. 6. 1814. 23) St.K. Vorträge 1814, Fasz. 288. -— Vortrag vom 17. 7. über die Benützung des Hotel Marescalchi. 24) Ebenda. Vizepräsident Barbier an Metternich betreffend die an Bombelles erteilten Instruktionen über die Aufgaben der Restitutionskommission ddo. Paris, 7. 7. 1814.