Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 14. (1961) - Festschrift für Gebhard Rath zum 60. Geburtstag

REGELE, Oskar: Die Entwicklung der habsburgisch(-lothringischen) Militärdiplomatie

Die Entwicklung der habsburgisch (-lothringischen) Militär-Diplomatie 311 hießen „attachierte Offiziere“ und erst 1859 wurde der der Gesandtschaft in Brüssel zugeteilte Oberstleutnant Ritter von Löwenthal amtlich als „Militar-Attaché“ bezeichnet. Von 1811 bis 1813 erhielten die Missionen in Paris, Petersburg, Stockholm und Madrid sowie das Konsulat in Travnik Offiziere als solche oder aber als gleichzeitige „Botschafts- bzw. Gesandt­schafts-Kavaliere“ zugewiesen. 1875 hatte Österreich-Ungarn 6 Militär­attaches, seit 1868 traten an deren Seite Marine-Attachés zur Wahrnehmung der Fortschritte in der Seekriegsführung. In besonders wichtigen Staaten wie in Frankreich, Rußland und in der Türkei hatten die Militarattachés Adjoints neben sich, bei den Botschaften in Berlin (1870/80, 1888/97), Paris (1855/57), Rom (1872/73), Petersburg (1867—1900) und Konstantinopel 1906/18) fungierten zeitweise Militär-Bevollmächtigte, denen ganz spezielle persönliche und selbständige Aufgaben Vorbehalten blieben. Im ersten Welt­kriege waren „Bevollmächtigte Generale“ im Großen deutschen Hauptquar­tier (Graf J. S t ü r g k h, Freiherr Klepsch-Kloth von Rhoden), in Sofia (G. Tánczos) und in Konstantinopel (J. Pomiankowski) eingeteilt, um mit den Verbündeten stetes Einvernehmen auf militärischem Gebiet herzustellen. Im Jahre 1914 befanden sich 19 Militär- und Marine- Attachés auf Auslandposten, welche fast ganz Eurpa (Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutsches Reich, England, Frankreich, Griechenland, Italien, Montenegro, Norwegen, Rumänien, Rußland, Schweden, Schweiz, Serbien, Spanien), die Türkei, dann mit China zusammengefaßt das militärisch stürmisch aufstrebende Japan und die Vereinigten Staaten von Nordame­rika, die vor allem für die Marine von Bedeutung waren, umspannten. Im Kriege 1914/18 kamen noch Persien 1915 und die Niederlande 1916 hinzu. Für den Zeitraum von 1859 bis 1918 sind im Ganzen — ohne zugeteiltes Personal — 108 Militär- und Marineattachés verzeichnet, von denen die Militürattachés nahezu ausnahmslos dem Generalstabskorps entnommen waren. Irgendeine eindeutige Fixierung der Stellung der Militärattaches hat man bis heute noch nicht gefunden. Die Dienstinstruktion von 1873 sagte, es wäre nicht möglich, „ihre persönlichen und dienstlichen Beziehungen zu der Mission für alle Fälle gewissermaßen reglementarisch vorzuschreiben. Es muß ihnen vielmehr überlassen werden, sich das zur Erfüllung ihrer Aufgaben unerläßliche Ansehen, das volle Vertrauen des Missionschefs und kollegiale Beziehungen zu den übrigen Mitgliedern der Mission, durch taktvolles Auftreten, Hingebung für den Dienst und tüchtige Leistungen selbst zu schaffen.“ Eine interessante Charakterisitik hat Raoul Genet in seinem „Traité de Diplomatie et de Droit Diplomatique“ gegeben: „Les attachés militaires et navals, institution de création relativement récente dans le service diplomatique, ne font pas ä proprement parier partié de la mission diplomatique et en tous cas, ne sauraient constituer avec le chef de mission l’apparence d’une pluralité de représentation. Ce sont des agents spéciaux adjoints aux légations diplomatiques comme auxiliaires du chef de

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